Was ist die wohl naheliegendste und plausibelste Antwort auf die Frage, was für eine Mutter man (irgendwann mal) sein möchte? Richtig. Ohne lange zu überlegen, kommt dann sicherlich: Eine Gute. Eine, die sich das Beste für ihr Kind wünscht und alles dafür tut, dass es geborgen aufwachsen und sich entfalten kann.
Wie das letztendlich alles aussehen sollte und wie ich mich in meiner Mamarolle dann verhalten würde, war mir vor der Geburt meiner Kinder trotzdem nicht bewusst. Ich machte mir auch ehrlich gesagt vorher gar keine allzu großen Gedanken darüber. Ließ alles auf mich zukommen. Warum sollte ich mich auch schon im Voraus verrückt machen. Ein wenig Angst und Sorgen, ob und wie ich diese neue Herausforderung bewältigen kann und alles schaffe, hatte ich dann erst ganz kurz vor Mika-Flynns Geburt. Je näher sie rückte, umso greifbarer und realistischer wurde alles. Dass da bald ein kleiner Mensch abhängig von mir sein wird. Mein eigen Fleisch und Blut, für das ich nun verantwortlich bin. Das ich groß ziehen werde. Mein Kind, das mich braucht. In den ersten Jahren ständig. Dann immer weniger. Dem ich meine Lebenserfahrung und Ratschläge mit auf den Weg geben werde. Das von mir lernt, sich Dinge abschaut. Dem ich ein Vorbild sein will. Das auch durch mich zu einer eigenen Persönlichkeit heran wächst. Und dabei immer mit mir verbunden sein wird. Wow. So viel Verantwortung auf einmal. Mach dir das erstmal bewusst.
Ich glaube, ich blieb trotzdem ganz cool. Auch wenn ich dann hin und wieder doch in den ein oder anderen Ratgeber schaute. Und gerade als Erstlingsmama, so ging es zumindest mir, will man ja doch am liebsten alles richtig und bloß nichts verkehrt machen.
Dinge, die ich mir vornahm:
- Mein Kind mindestens sechs Monate stillen.
- Im ersten Lebensjahr sowieso keinen und danach so wenig wie möglich Zucker.
- Brei und Beikost nur selber kochen.
- Schlafen nur auf dem Rücken oder der Seite und ausschließlich im Schlafsack.
- Babymassage, Babyschwimmen, Fitness mit Kinderwagen, Minitreff und Kinderturnen.
- Jeden Tag spazieren gehen und raus an die frische Luft.
- Kein Fernsehen unter drei Jahren.
- Schnuller weg ab Kindergartenbeginn.
- Nicht laut werden. Nicht zu oft Nein! sagen.
- Keine Drohungen à la: Wenn du dies jetzt nicht machst, dann darfst du nicht… oder das Gegenteil: Wenn du jetzt lieb bist, dann kriegst du ein Eis.
- Kein Fluchen und Schimpfen.
- Gelassen und ruhig bleiben, egal in welcher Situation. Schließlich ist alles nur eine Phase und es sind doch Kinder.
- Wenn ich etwas geplant habe, es auch so umsetzen und zeitlich realisieren. Mit dem richtigen Timing doch ein Klacks, oder? Man schafft doch so viel, wenn die Kinder schlafen und irgendwann beschäftigen sie sich ja auch mal mit sich selbst. Als Mama hat man doch sowieso so viel Zeit! Mensch, dann macht sich der Haushalt doch bestimmt fast von ganz allein.
Niemand ist perfekt. Mütter schon gleich gar nicht. Und alle, die was anderes von sich behaupten, lügen. So frech bin ich jetzt, das zu sagen. Selbstverständlich habe ich mich nicht an alle Punkte gehalten, die ich mir vorgenommen habe. Auch wenn Mika-Flynn nicht Unmengen von Süßigkeiten in sich hinein stopft, bekommt er seit er ca. 1 1/2 Jahre alt ist, auch ab und zu mal ein Stückchen Schokolade oder Gumminbärchen. Er isst auch mal Weißbrot oder Fruchtzwerge und bei jedem Einkauf gibt es eine Brezel. Weil er pures Wasser nicht so lecker findet, mischen wir ihm Apfelschorle. Seit er neben Milch auch noch etwas anderes trinkt.
Die Babymassage habe ich nach dem ersten Mal abgebrochen, weil wir beide es ganz furchtbar fanden. Und den Minitreff und das Kinderturnen habe ich nur durchgezogen, weil ich das Gefühl hatte, Mika-Flynn etwas Gutes damit zu tun.
Und tägliche Spaziergänge? Wenn es wie aus Eimern regnet, stürmt und kalt ist? Jede Mama, die sich und ihre Kinder anzieht und mit ihnen bei so einem Wetter durch die Gegend stapft, verdient meinen größten Respekt. Seit Mika-Flynn in den Kindergarten geht, bleiben wir nachmittags auch mal zu Hause und machen nicht viel mehr, außer Bücher lesen, basteln, kuscheln, spielen. Denn ich weiß, dass er im Kindergarten sowieso jeden Tag raus geht, frische Luft abbekommt und sich auspowern kann.
Den Schnuller hat er bis heute nicht abgegeben. Auch wenn er ihn nur noch zum Schlafen braucht, konnte er sich noch nicht davon lösen. Aber wie auch mit dem Trocken werden, was dann irgendwann von heute auf morgen klappte, geben wir ihm hier die Zeit, die er braucht. Naja. Also zumindest, bis er vier ist. Dann kommt das Ding weg! Ohne Wenn und Aber! (Ehrlich jetzt: Wie seid ihr die Dinger los geworden?!)
Als Yannick Mika-Flynn irgendwann mal mit knapp zwei Jahren (oder war es eher?) Kinderstunde anmachte, fand ich das wirklich nicht gut. So viel Stuss, der da heutzutage produziert wird – ich wollte einfach nicht, dass er von sowas berieselt wird. Aber so richtig konnten wir es dann auch nicht mehr von ihm fernhalten. Die ein oder andere Kinderserie nickte ich dann doch ab, nachdem ich mitgeschaut hatte und seitdem darf er abends für maximal eine Stunde Fernsehen gucken. Meistens, wenn wir Essen machen und er in dieser Zeit beschäftigt werden soll. Ja zugegeben, ganz unpraktisch ist der Fernseher dann nicht. Und dennoch bin ich immer noch kein Freund davon. Wie das dann mit Taavi wird, der es ja dann noch eher mitbekommt, wenn sein großer Bruder fernsieht? Vermutlich lässt es sich dann gar nicht mehr vermeiden, dass er auch mitgucken möchte. Dass es sich mit der Waldorfpädagogik beißt, weiß ich auch. Und ja, manchmal habe ich deswegen ein schlechtes Gewissen. Aber wie schon gesagt. Es ist schwierig, wirklich alles richtig zu machen, oder?
Und auch wenn ich dieses wunderbare Buch gelesen und als so wahr und richtig befunden habe, erwische ich mich immer noch öfter mal dabei, wie ich diese so blöden „Wenn, dann“-Sätze ausspreche. Wie ich versuche, Mika-Flynn damit in eine Richtung zu kriegen, die ich bestimmen will. Weil ich in diesen Momenten einfach keine Energie und Kraft habe, ewig mit ihm zu diskutieren oder schlicht auch einfach keine Zeit oder Lust auf lange Erklärungen. Und ja, ich werde auch mal laut. Und ich schimpfe. Manchmal berechtigt. Manchmal auch etwas zu übereilt, weil meine Nerven blank liegen und ich einfach nur gestresst oder gereizt bin. Und natürlich tut es mir hinterher leid. Ganz schrecklich sogar. Denn ich will so nicht sein. Ich weiß, dass ich es besser machen kann. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Und wenn mir ein kleiner 3-jähriger Frechdachs auf der Nase herum tanzt und seine Grenzen austestet, während ich mich gleichzeitig um ein schreiendes und quängelndes Baby kümmern muss, Mika-Flynn zum 10. Mal ermahne, er soll nicht so grob zu seinem Bruder sein, nicht so laut schreien, wenn dieser schläft, dann muss ich eben auch mal meckern.
Ich weiß, dass ich nicht alles richtig machen kann. Nicht perfekt bin. Ich zweifele öfter mal an mir und ja, ich frage mich auch manchmal, ob ich eine gute Mutter bin. Auch wenn ich weiß, dass es völliger Quatsch ist, mir darüber überhaupt Gedanken zu machen. Ich muss mir nur meine fröhlichen und glücklichen Kinder ansehen und sofort wird mir klar, dass ich nicht alles falsch machen kann. Mika-Flynn ist ausgeglichen, fröhlich, aufgeweckt. Manchmal vielleicht zu stürmisch und wild. Aber das ist sein Charakter, seine Persönlichkeit. Und auch Taavi zeigt mir bereits jetzt jeden Tag mit seinem Strahlen, dass es ihm gut geht und er sich wohl fühlt.
Ich möchte meine Kinder nicht verbiegen. Sondern sanft in die richtige Richtung lenken. Sie sollen ihre Persönlichkeit so entfalten dürfen, wie es für sie gut ist. Dass Mika-Flynn ein kleiner Draufgänger und damit das komplette Gegenteil von mir als Kind ist, ja, das musste ich erst richtig begreifen. Und mir fällt es manchmal immer noch schwer, ihn einfach machen zu lassen. Der Mann ist da lockerer. Er ist es, der Mika-Flynn auf der Schaukel immer höher anschubst, während mir bereits das Herz in die Hose gerutscht ist, weil ich Angst habe, er könnte doch runter fallen. Und lass ihn doch auf die Rutsche klettern. Da passiert nichts. Er muss das doch auch lernen. Und wenn er fällt, fällt er wenigstens weich. Pah!
Es gibt so bestimmte Dinge, da werde ich wohl immer vorsichtiger sein. Situationen, in denen mein Vorsicht!-Achtung!-Radar schneller Alarm schlägt. Und dann gibt es Dinge, die ich inzwischen auch lockerer nehme, als noch zu Beginn. Ob es die Sache mit dem Essen ist (wenn er mal mehrere Tage keine Lust darauf hat, was ich koche, dann ist das eben so, er wird schon nicht vom Fleisch fallen) oder dass er manchmal Rumpelstilzchen spielen muss und zu laut wird. Je mehr ich darauf eingehen würde, umso weniger würde er vermutlich das machen, was ich von ihm möchte.
Vor Kurzem las ich, dass man als junge Mama noch nicht so viel darüber nachdenkt, was man tut und eher lockerer mit der Kindererziehung umgeht. Mit dem Älterwerden würde man dann mehr in Frage stellen und vorsichtiger werden. Ich sehe das nicht so. Denn man will doch immer das Beste für sein Kind, egal wie alt man ist. Und ich würde eher behaupten, dass man beim Zweiten, Dritten,…lockerer wird und nicht mehr alles ganz so eng sieht. Weil man weiß, dass man sowieso nicht alles beeinflussen kann und Kinder ihren eigenen Kopf haben. Weil es sich beim ersten Kind bewährt hat und man erkennt, dass es nicht so falsch gewesen sein kann oder aber dass eine bestimmte Erziehungsmethode gar keinen Sinn gemacht hat.
Taavi ist zwar noch zu klein, um ein bestimmtes Muster festmachen zu können, aber ich glaube, dass ich tatsächlich in einigen Punkten lockerer bin, als damals bei Mika-Flynn. Klar, ich weiß ja inzwischen, wie es geht und es ist alles kein Neuland mehr für mich. Bedürfnisse erkenne ich schneller, kann besser darauf eingehen. Aber trotzdem bin ich nicht mehr so verbissen, mich an alle „Regeln“ zu halten. Ich höre mehr auf mein Gefühl, als auf irgendwelche Ratgeber. Wenn mein Baby lieber auf dem Bauch schlafen möchte, darf es das. Dafür schaue ich dann vielleicht etwas öfter nach ihm und ja, dann kommt auch wieder die Glucke zum Vorschein (die dann auch mal mitten in der Nacht ihr Kind wach rüttelt, weil sie sich eingebildet hat, dass sie es nicht atmen hört…).
Ich bin gespannt, wie locker oder anders ich an kommende Situationen heran gehe. Sei es die Beikosteinführung oder das Ausprobieren und Lernen, eigenständig zu werden. Manchmal werde ich sicher genauso, wie damals bei Mika-Flynn, die Luft anhalten müssen. Auch mal mehr Angst haben, oder weniger. Und sicher werde ich nicht immer gelassen bleiben und auch noch öfter mal zu schnell „Nein“ sagen oder meckern.
Bin ich ein bestimmter Mama-Typ?
Welcher Typ Mama kristallisiert sich da eigentlich heraus? Ein guter Mix aus allem? Nachdem ich diesen Test hier nun zweimal gemacht habe, bin ich wohl eine Mischung aus Latte-Macchiato- und Freestyle-Mama. Eine, die viel aus dem Bauch heraus entscheidet und so handelt, wie sie es für ihr Kind am besten empfindet. Die meistens gelassen bleibt und nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen ist. Und die das Muttersein meistens in vollen Zügen genießt.
Meistens tue ich das. Und freue mich am Ende eines anstrengenden Tages über dieses Geschenk, Mama von zwei wunderbaren Jungs sein zu dürfen. Frage mich, was wir eigentlich ohne sie gemacht haben. Ein Leben ohne dieses bunte Chaos, den Trubel und die Hektik? Nicht mehr vorstellbar.
Mama sein, Eltern sein. Das ist Arbeit. Jeden Tag. Auch an sich selbst. Man lernt nie aus, sondern immer dazu. Um am Ende auf seine Kinder zu blicken und sich vielleicht oder sogar hoffentlich auf die Schulter klopfen zu können und sich zu sagen, dass man das doch eigentlich ganz gut hinbekommen hat. Verzweiflung, Tränen, viele Nerven. Dafür aber auch Freude, Dankbarkeit, Liebe und dieses Glück, das nur Kinder einem schenken können. Der schönste und zugleich vermutlich anstrengendste Job der Welt.
13 Comments
Ein ganz wundervoller und toller Beitrag!!! Und natürlich sind auch die Bilder ZUCKER und so voller Liebe!4
Herzliche Grüße, Frauke von
ekulele
Hab ganz herzlichen Dank, liebe Frauke! 🙂
Ein sehr schöner Blogeintrag. 🙂
Dankeschön 🙂
Ich mochte den Schnuller nie, aber den von meinem Bruder hat der Weihnachtsmann im Tausche gegen ein tolles Feuerwehrauto mitgenommen.
Viel Glück 😉
So etwas in der Art hatten wir uns für Ostern überlegt. Mal schauen, ob es klappt. 😀
Und danke! 🙂
Das hast du schön geschrieben. Ich kann bei vielem was du schreibst mitgehen außer das ich viel weniger „Programm“ mit Julian Machs 😉
Schieb das schlechte Gewissen wegen dem tv weg. Wenn er nicht zu viel und kontrolliert schaut und ihr nach dem Kochen dafür eine entspannte Zeit miteinander verbringen könnt ist das viel mehr wert.
Bis bald!
Hab ganz lieben Dank!
Auch dafür, dass du mir das schlechte Gewissen damit etwas nimmst. 🙂
Ein wunderbarer, wie immer berührender und motivierender Post. Du sprichst mir aus der Seele 🙂 . Wir sind seit Sept. 2015 auch zu viert. Man wird tatsächlich viel gelassener. Und Vorsätze: die wurden hier auch schon lange über Bord geworfen :D. Geschadet hat es nicht, im Gegenteil es wird noch bunter und lustiger.
Zum Thema Schnuller, der hier abgöttisch geliebt wurde , auch tagsüber ständig, da muss ich kurz ausholen : An einem Tag als unser Schatz (er war fast 2,5 Jahre) bei seiner Oma war, haben wir das Ding beim Abholen aus Versehen liegen lassen. Und dann war danach schon „zu Bett-geh-Zeit“ als wir den Faux Pas bemerkt haben. Panik. Er wollte immer nur diesen speziellen, den wir nur 1x hatten. Meine Mum hat sich also netterweise auf den Weg gemacht, während wir versuchen wollten ihn nun einmal ohne den Schnuller hinzulegen. Und , was war? Kein Gemecker :). Er schlief ohne den Nuckel wunderbar ein. Seinen ständigen treuen, geliebten Begleiter..von dem ich dachte, dass wir ihn so niemals loswerden . Sie war also umsonst gekommen. Beim nächsten Mittagsschlaf wollte ich es nochmal testen. Zufall? Nein, wieder kein Gemecker. In so einem Fall hätte er ihn natürlich auch wiederbekommen. Abends das gleiche. Wir waren bass erstaunt. Nach ein paar Tagen fragte er immer mal tagsüber nach dem Ding. Für ihn war es dann aber in Ordnung, als ich ihm erklärte, dass wir ihn bei Oma vergessen haben. Von dem Tag an, war der Nuckel passé. Und ich erleichtert, dass es so leicht war und ich mir ohne Grund Sorgen gemacht habe.
Irgendwann ergibt sich alles doch irgendwie von selbst :).
Ich danke dir für deine lieben Worte und deinen Kommentar. 🙂
Mika-Flynn hat auch seinen absoluten Lieblingsschnuller, aber tatsächlich ging es vor ein paar Tagen auch mal ohne, als wir ihn nicht finden konnten. Stattdessen stieg er dann auf die anderen um (es müssen immer mindestens 3-4 Schnuller mit ins Bett). Da können wir ihm leider nicht erzählen, alle irgendwo vergessen zu haben. 😀
Aber ja, ich denke auch, dass es sich trotzdem ganz von alleine ergeben wird, dass er die Schnuller nicht mehr braucht. Wie auch beim sauber werden, muss es wohl einfach nur „Klick“ machen.
ganz vergessen: superschöne , schnuckelige Fotos von euch <3 wie immer.
Die Bilder sind so lieb, und deine Worte so wundervoll! Ich denk schon ab und zu nach, wie es bei mir in ein paar Jahren sein wird. Ich möchte auch eine „gute“ Mutter sein, so viel wie möglich „richtig“ machen, aber weiß ganz genau, dass sich nicht alles so umsetzen lässt (Fernsehn, Süßes, usw.)… Da muss man wohl für sich einfach einen Mittelweg finden und sehn wie man zurecht kommt 🙂 ich darf mich da auch mal nicht stressen lassen.
Ich wünsch euch weiterhin das Allerbeste <3
Marlene
Hab ganz, ganz lieben Dank! 🙂