Wo ist es hin, mein kleines Baby? Wie schnell kann sich ein kleiner Mensch innerhalb nur weniger Wochen verändern und entwickeln? Auf dem Weg zum immer selbstständigeren Kleinkind. 15 Monate ist Taavi nun bereits alt. Jeden Tag überrascht er uns auf’s Neue, mit Dingen, die er auf einmal kann, dazu lernt und ausprobiert. Von hilflosem, kleinen Baby nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil – mit dem großen Bruder zum Vorbild scheint er von Tag zu Tag frecher und draufgängerischer zu werden. Nach dem Motto: Was der kann, das kann ich auch! Und wenn Yannick schon sagt, dass wir mit den Beiden oder vielmehr sie miteinander noch eine Menge Spaß haben werden, dann weiß ich, wie er das meint. Ich sehe es jetzt schon vor mir, die vielen Streiche und Dummheiten, die sie zusammen anstellen werden. Dieses schelmische Grinsen steht ihnen nämlich schon über beide Ohren ins Gesicht geschrieben. Oh, meine Jungs! Ich, die einzige Frau im Haus, muss mich wohl auf einiges gefasst machen. Aber ich freue mich drauf. Ich bin es von Herzen gerne, die Mama von zwei Räubern. Eine Jungsmama. Und könnte es mir nicht mehr anders vorstellen.
Zwar gibt es hier keine monatlichen Babyglück-Posts von Taavi mehr, ich dachte aber dennoch, dass ich euch ja mal wieder ein kleines Update geben kann. Seit seinem ersten Geburtstag hat sich bei ihm nämlich schon wieder einiges getan. Und so schnell, wie ein viertel Jahr vergeht, so schnell hat er sich seitdem auch wieder verändert.
Nicht nur einen riesen Wachstumsschub hat der kleine Mann wieder gemacht. Mit seinen 15 Monaten sind wir nun fast bei Kleidergröße 92 angelangt und ich habe das Gefühl, die Sachen, die er von seinem großen Bruder aufträgt, passen ihm schon etwas eher, als diesem vor genau drei Jahren. Da zeigt sich auch deutlich wieder, wie unterschiedlich sich Geschwister entwickeln können. Laut Kinderarzt ist er wohl einer der leichteren Sorte, wobei mein Rücken das nicht bestätigen kann. Gefühlt wird er jeden Tag schwerer.
Was aber auch kein Wunder ist, so viel, wie er täglich isst. Und wenn das so weiter geht und toitoitoi hoffentlich so bleibt, futtert er uns irgendwann noch die Haare vom Kopf. Probiert wird so gut wie alles. Und entweder es wird verschlungen oder eben wieder ausgespuckt. Alles, was wir essen, bekommt er inzwischen auch. Nudeln, Fisch, Hähnchen, Pizza, Obst, Gemüse, Joghurt, sein morgendliches Müsli – es gibt kaum etwas, was er nicht mag. Zumindest so lange, wie alle anderen das gleiche essen, wie er. Denn sein Futterneid ist schon ganz schön groß. Und wenn er sieht, dass wir etwas anderes auf dem Teller haben, als er, wird sein Essen sofort verweigert. Es könnte ja viel besser schmecken und wie gemein wäre das, wenn er nichts abbekommt. Regelmäßig wird auch auf den Tisch geklettert, wenn noch etwas Essbares oder sein Trinken darauf steht, um es sich zu mopsen und mit einem Happs und schnell wie der Blitz in den Mund zu stecken. Vor Allem, wenn Mika-Flynn mal wieder seine Gummibärchen irgendwo liegen lässt, können wir gar nicht so schnell reagieren, wie Taavi sie sich schnappt…Genauso mit dessen Getränken. War er im Umgang mit dem Becher anfangs noch zu schnell und wir durften ihn regelmäßig umziehen, weil er mal kurz ungewollt geduscht hatte, klappt es nun immer besser und er trinkt aus Gläsern und Tassen, wie ein Großer. Eine Schnabeltasse oder eine Baby-Trinkflasche haben wir ihm gar nicht erst angewöhnt. Neben Wasser bekommt er weiterhin und je nach Bedarf Muttermilch. Denn ich stille ihn immer noch. Hauptsächlich nachts, ab und zu auch noch tagsüber und abends, so wie er es braucht und verlangt.
Von Durchschlafen sind wir nämlich noch ein Stück entfernt. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, der mit einem Jahr nachts oft bis zu sieben Stunden durchschlief, wird Taavi noch mehrmals wach. Sein Gitterbett steht bei uns im Schlafzimmer und dort hinein legen wir ihn abends zum Einschlafen. Darin bleiben möchte er aber meistens nicht. Seit einer Weile tut er das auch nicht mehr, sondern klettert einfach gekonnt über die Gitter, um dann durch’s Schlafzimmer zu toben. Das Einschlafen abends ist im Moment sowieso etwas schwierig und meistens muss sich einer von uns zu ihm legen und warten, bis er ins Land der Träume verschwunden ist. So kommt es, dass er dann meistens gleich bei uns im Bett liegen bleibt. Das Familienbett ist für uns aktuell einfach die beste Lösung. Ich genieße es auch einfach viel zu sehr, mit ihm zu kuscheln und ihn in der Nähe zu haben. Wie lange es dauern wird, bis er in seinem eigenen Bett und Zimmer schläft, darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch gar keine genaueren Gedanken gemacht. Seine Vor- und Nachmittagsschläfchen hält er dementsprechend ebenfalls bei uns im Schlafzimmer.
Bis er dann wach wird und man es nur durch die geschlossene Tür brabbeln und scheppern hört. Der kleine Entdecker hüpft dann meistens durch’s große Bett, spielt oder träumt, bis ich zu ihm komme und er mit einem Satz nach draußen stürmt.
Mit größter Wahrscheinlichkeit zur Treppe, um nach oben in die Kinderzimmer zu klettern. Das Brett, das wir als Treppenschutz davor gestellt hatten, ist mittlerweile kein Hinderungsgrund mehr, denn er hat sich bei seinem Bruder abgeschaut, wie man sich daran vorbei schlängelt oder es gleich ganz umwirft. Und schneller wie der Wind ist er dann oben. Blieb mir anfangs noch regelmäßig das Herz fast stehen, werde ich immer lockerer, je öfter ich sehe, wie toll er die steile Treppe schon hoch steigen kann. Und genauso vorsichtig kommt er inzwischen auch rückwärts wieder runter. Es ist zu süß, wenn er sich oben erst einmal umdreht, mit dem Bauch auf den Boden legt und langsam bis zur Treppe schiebt, um wieder runter zu laufen. Auf einen Treppenschutz haben wir oben bewusst verzichtet, weil ich Angst habe, dass er auch dort drüber klettern könnte und dann kopfüber hinunter fällt. Dann doch lieber von Anfang an richtig üben.
Aber dass das Klettern ihm liegt (genauso, wie die Musik, zu der er tanzt und wippt, sobald auch nur ein Ton ertönt), haben wir ja schon früh festgestellt…Und es ist wirklich nichts vor ihm sicher. Tische, Stühle, das Sofa, Hocker,…Das hat mir schon öfter Schreckmomente beschert, z.B. wenn er mal wieder zu stürmisch mit seinem Bruder über das Sofa getobt und gehüpft und dann doch mal kopfüber hinunter gepurzelt ist…Denn wild geht es hier fast jeden Tag zu. Und zanken und raufen können die Beiden sich super. Der Kleine zetert dann schon fast so gut, wie der Große. Und spielen wollen sie grundsätzlich immer mit dem, was der andere gerade hat. „Mamaaaa, Taavi hat mich gehauen!“ Ja…genau…und du hast ihn geschubst und ihm mal wieder sein Spielzeugauto weggenommen…Von der Geräuschkulisse fange ich lieber gar nicht erst an. Denn sind beide zusammen in einem Raum, dann ist einer lauter, als der andere. Es wird gekreischt und geschrien und gerufen, bis einem die Ohren klingeln. Sie schaukeln sich gegenseitig so hoch, dass ein ruhiges Spielen gar nicht mehr möglich ist. Und wenn gar nichts mehr hilft, muss ich sie dann kurz trennen. Oder sie schnappen, anziehen und zum Abreagieren raus an die frische Luft. Dort laufe ich dann Taavi hinterher, der nur ungern in seinem Wagen sitzen bleiben möchte und am liebsten in die entgegen gesetzte Richtung rennt und nicht dorthin, wo wir eigentlich wollen. Oder ich schiebe Mika-Flynn, der im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder lieber sitzen, als selbst laufen möchte. Langweilig wird es mir dabei jedenfalls so schnell nicht. Krawall und Remmidemmi, viel Action und immer was los.
Denn auch wenn Taavi schon einiges versteht, heißt das nicht, dass er es dann automatisch auch macht oder auf mich hört. Ein „Nein“ wird auch beim fünften Mal gekonnt ignoriert, weil es ja viel spannender ist, auszuprobieren, was passiert, wenn man es trotzdem macht. Und wenn ich dann doch mal schimpfe und ihn bestimmt von einer Sache weghole, wird aus Trotz gejammert und gemeckert. „Oh, du böse Mama! Ich will das jetzt aber!“ Und zu gerne wirft er sich auch mal theatralisch rückwärts auf den Boden, um zu verdeutlichen, wie blöd er etwas findet. In seiner eigenen Sprache, die er vorzugsweise noch spricht, kann er mir leider noch nicht sagen, was er möchte. Aber es ist zu süß, wie er quasi die ganze Zeit erzählt, in hohen Tönen quietscht, vor sich hin brabbelt, Silben bildet und kommuniziert. Mama und Papa sind beide „Dadada“. Spielt er mit seinen Autos, macht er „Brrmmmmmmmbrmmmm“. Und wenn er uns etwas in die Hand gibt oder er etwas von uns bekommt, kommen Laute aus seinem Mund, die wie Bitte und Danke klingen. Höflich ist er schon sehr, der kleine Mann. 😀 Verständigt er sich mit uns, gibt er uns seit Kurzem auch Handzeichen. Frage ich ihn, ob er Hunger hat und etwas essen möchte, führt er seine Hand zum Mund und beginnt, zu schmatzen: „Nomnomnom!“ Und wenn ich morgens zu ihm sage: „Los, lass uns frühstücken, Taavi.“, rennt er sofort in die Küche. Es ist einfach zu süß, ihn zu beobachten. Und ständig bin ich erstaunt, was so ein kleines Köpfchen doch schon alles leistet und kann. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich überlege: „Wie war das damals eigentlich bei Mika-Flynn?“ Vieles vergisst man tatsächlich viel zu schnell wieder, umso bewusster möchte ich mir bestimmte Momente machen. Aufschreiben und konservieren.
Ich bin gespannt auf so viele weitere Augenblicke. Und darauf, zu welcher kleinen Persönlichkeit sich Taavi entwickeln wird. Welche Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede zu seinem Bruder sich heraus kristallisieren werden. Es ist so wunderbar, ihnen beim Größerwerden zu zu sehen, auch wenn es mich gleichzeitig immer wieder melancholisch stimmt, weil die Zeit so schnell verfliegt. Und sie doch gerade eben noch beide meine kleinen Babys waren, so winzig und hilflos. Aber ja, das ist es nunmal, das Leben. Und es ist gut so, wie es ist.
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