Die letzten Tage ging es hier auf dem Blog etwas ruhiger zu. Vielleicht war es doch etwas naiv von mir, zu glauben, ich hätte abends, wenn die Kinder dann endlich beide schlafen, noch die Energie und Motivation, Beiträge zu planen und zu schreiben. Fällt mir das ja selbst zu Hause oft schwer, weil ich so müde bin vom Tag und hier habe ich noch die Unterstützung von Yannick und mache nicht alles allein… Und so blieb der Laptop die zehn Tage, die wir in Portugal verbrachten, obwohl ich ihn extra im Flugzeug mit geschleppt hatte, die meiste Zeit aus. Und das war auch gut so, denn eigentlich muss das im Urlaub auch so sein. Finde ich. Abschalten, alles. Mal nicht an irgendwelche Dinge denken, die man ja aber eigentlich noch erledigen oder machen müsste. Die To-Do-Liste einfach mal To-Do-Liste sein lassen. Denn die Welt wird schon nicht untergehen, nur weil ich mir mal ganz bewusst eine Pause gönne. Denn das sollte es sein, dieser Urlaub. Eine Pause. Ein Tapetenwechsel. Raus kommen und auf andere Gedanken. Fernab von Verpflichtungen, selbst auferlegtem Stress und einem Strudel aus „Ich muss noch dies und dann muss ich das, aber eigentlich habe ich viel zu wenig Zeit, um alles zu schaffen“.
Wie vielleicht einige von euch schon auf Instagram mitbekommen haben, hat es uns sehr spontan in den Süden, an die wunderschöne Algarve verschlagen. Zuerst in die Nähe von Porches, direkt ans Meer, dann nach Lagos. Schon so lange habe ich mit dem Gedanken gespielt. Mir einfach jetzt sofort meine Herzmenschen zu schnappen und weg zu fahren. Irgendwohin, wo es schön ist. Sonnig. Warm. Die Speicher wieder auffüllen, Energie tanken, Kraft schöpfen. Zuhause kam ich nicht mehr weiter, wollte einfach mal raus aus diesem Gedankenkarussell, das nicht aufhören wollte, sich immer weiter zu drehen, ohne, dass mir auch nur ein richtiger klarer Gedanke dabei kam, bevor schon die nächste Sache in meinem Kopf aufploppte. Immer wieder überlegte ich, stöberte auf diversen Seiten, suchte nach Reisezielen. Und wagte dann doch nicht den Schritt, es zu machen. Einfach zu buchen. Niemand hatte Zeit, die Jungs und mich zu begleiten, keiner hätte jetzt spontan mit uns mitkommen können. Aber so ganz alleine? Nur die Kinder und ich? Ob das gut geht? Schaffe ich das? Und dann aus einer Laune heraus traute ich mich doch, fasste mir ein Herz und entschied mich: Du machst das jetzt.
Vor zehn Jahren ging es mir schon einmal so. Ich wollte weg, Urlaub machen, aber keiner konnte mich begleiten. Damals fand ich über eine Seite, auf der man ebenso reiselustige Gleichgesinnte suchen kann, eine Reisepartnerin, die mit mir nach Ibiza flog. Und als ich nun, vor nicht einmal vier Wochen nach eben dieser Seite googlete, stellte sich heraus, dass es sie noch immer gibt. Ich tippte meine Anzeige „Suche Mama oder kinderliebe weibliche Person, die mit uns verreisen möchte“ und schickte sie ab. Und nur kurze Zeit später bekam ich schon die erste Nachricht.
Nur wenige Tage später entschieden wir uns für Portugal. Keine zwei Wochen nach unserem ersten Telefonat sollte es losgehen und die werdende Mama, die sich auf meine Anzeige gemeldet hatte und vor der Geburt ihres ersten Kindes auch noch einmal ins Warme wollte, die Jungs und mich auf unserer Reise begleiten. Wie das werden würde? Mit einer bis dahin mir völlig fremden Person? Ich wusste es nicht. Nur, dass ich alles auf mich zukommen lassen wollte. Denn ich hatte mich jetzt entschieden. Ein Zurück gab es nicht mehr.
Und auch wenn ich dann nochmal Zweifel bekam, überwog die Vorfreude. Auf Sonne, Wärme und einen ganz besonderen Urlaub mit meinen beiden Jungs. Eine Herausforderung, ganz klar. Aber eine spannende. Eine ganz andere Sicht auf bestimmte Dinge.
Erwartungen, Vorstellungen, Realität. Vielleicht war es doch etwas zu spontan. Vielleicht hätte man sich doch im Vorfeld besser kennen lernen müssen. Aber ich hatte von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Hatte meine Bedenken geäußert, als ich erzählte, dass meine Jungs sehr laut werden können, es sicher kein reiner Erholungsurlaub werden wird und Taavi gerade in einer anstrengenden Phase steckt. Wir nicht riesige Ausflüge machen können, weil ihnen dafür einfach die Ausdauer fehlt und sie noch zu klein sind. Dass das alles kein Problem wäre, bekam ich als Antwort. Man würde mich nicht im Stich lassen. Keine Sorge, das wird schon. Eine geteilte Unterkunft, die gemeinsame Anreise – überhaupt kein Ding.
Ich wollte keinen Babysitter, mir war von Anfang an klar, dass ich das Meiste alleine machen werde. Meine Jungs und ich, von morgens bis abends zusammen. Eine helfende Hand in Situationen, in denen sie wirklich gebraucht zu werden schien, wäre aber schön gewesen. Und ich habe nicht viel erwartet. Aber es war dann in Ordnung. Dann eben jeder irgendwie für sich. Sein eigenes Ding machend. Ich habe mich damit arrangiert, dass es eben solche und solche Menschen gibt.
Am zweiten Tag machte ich mir bereits bewusst, auf was ich den Fokus legen sollte. Das Beste aus den Gegebenheiten heraus zu holen und mich auf das Wichtigste zu konzentrieren: Die Zeit mit meinen Kindern. Denn es sollte unser Urlaub sein, etwas ganz Besonderes. Fernab vom Alltagstrubel, der Hektik und dem Stress. Nicht alles war perfekt, einiges anders, als im Voraus erwartet, aber ich glaube, es war genau richtig so und für etwas gut. Denn ich konnte Abstand gewinnen. Von festgefahrenen Gewohnheiten. Habe einen ganz neuen und bewussten Blick gewonnen und mein Bewusstsein wieder geschärft. Und war mit vollem Herzen dabei. Von morgens bis abends. Ein Perspektivenwechsel, der meine Kinder und mich noch enger zusammen geschweißt hat. Der mich wieder mutiger gemacht hat und mir gezeigt hat, dass ich so viel mehr schaffen kann, wenn ich mich nur traue. Und an mich glaube. Egal, wie anstrengend es teilweise auch war, da lag auch eine ganz seltsame Ruhe in mir und dieses instinktive Gefühl, dass sich alles fügt und seinen Lauf nimmt. In jeder Situation. Kein Kopfzerbrechen. Einfach leben. Genießen und aus jedem Moment nur die positiven Seiten mitnehmen. Schon lange ist mir das nicht mehr so gut gelungen, wie in diesen zehn Tagen. Schon lange habe ich nicht mehr so bewusst die kleinen Dinge wahrgenommen, wie in dieser Zeit in Portugal. Selbst als die Wettervorhersage von Tag zu Tag schlechter wurde, wir in unserer Wohnung auch noch mit zwei dicken Strickjacken übereinander froren und es einfach nicht wärmer werden wollte, habe ich die Zeit mit meinen Kindern aufgesogen. Den ganzen Tag Regen und Sturm und das im Urlaub? Dafür genoss ich den Nachmittag kuschelnd auf dem Sofa, nur mit meinem kleinen großen Mika-Flynn, während Taavi in seinem Bettchen schlief. Das Handy war in dieser Zeit außer Reichweite. Ich lauschte jeder seiner Erzählungen, freute mich über seine neugierigen Fragen. Mein kleiner Weltenentdecker und Abenteurer. Der jeden Abend, genau wie sein kleiner Bruder und ich, müde, erschöpft, aber happy, ins Bett fiel und binnen weniger Sekunden eingeschlafen war. Um dann am nächsten Morgen zu mir unter die Bettdecke zu krabbeln: „Mama? Kuscheln?“. Der am Strand Lagerfeuer machte, Muscheln sammelte für den Papa zu Hause, durch die eiskalten Wellen des Atlantiks hüpfte und jeden, dem er auf seinem Weg begegnete freundlich ansprach und grüßte: „Hallo?! Seid ihr auch aus Deutschland? Seid ihr Englisch? Hello! Obrigado!“
Gesammelt haben wir so viele Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse. Und ich bin dankbar und glücklich für diesen Urlaub allein mit meinen Jungs. Auch wenn es natürlich noch viel schöner gewesen wäre, zusammen mit Yannick diese wunderbaren Orte gesehen zu haben. Und dennoch glaube ich, dass es auch gut war, das ganz alleine durchgezogen zu haben. Weil eben nicht alles selbstverständlich, vertraut und gewohnt war und ich mit bestimmten Situation ganz anders umgehen musste, als zu Hause.
Aber natürlich war die Freude riesig, als wir uns dann am Flughafen wieder in die Arme schließen konnten. Denn vermisst haben wir uns alle sehr. Das Glücksgefühl war riesig, wieder zu Hause zu sein. Wie auf einer Wolke, beseelt und zufrieden. Und indem ich mir nun immer wieder, wenn ich spüre, dass sich diese Energiefresser des Alltags versuchen ihren Weg zu bahnen, vor Augen rufe, wie sehr im Hier und Jetzt ich doch in Portugal war, versuche ich, mir dieses Gefühl auch noch lange zu Hause zu bewahren. Ja, es ist Alltag, aber es sollte kein Trott sein. Viel zu kostbar ist die Zeit, die kleinsten Dinge und auf den ersten Blick noch so unscheinbar wirkende Momente, Worte, Gesten.
Und ich kann nur jedem raten, der auch das Gefühl hat, sich festgefahren zu haben, seine vermeintliche Komfortzone einfach einmal zu verlassen, um den Blick auf bestimmte Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Denn es hilft wirklich. Mutig sein, etwas wagen, reflektieren. Die Perspektive zu wechseln und hinterher einfach nur dankbar zu sein. Für all das, was einem doch viel zu oft viel zu selbstverständlich erscheint.
Nach und nach nehme ich euch gerne auch hier auf dem Blog noch einmal mit nach Portugal, an die traumhafte und atemberaubende Algarve, die auch bei Regen und grauen Wolken noch faszinierend und beeindruckend ist. Sicher ist: Wir kommen wieder. Wenn dann auch wohl im Sommer, wenn all die wunderschönen Strände und Buchten auch auf ihre Badetauglichkeit getestet werden können. Ein paar davon zeige ich euch trotzdem. Denn es tat auch im März und mit dickem Strickpullover an, unglaublich gut, die nackten Füße in den weichen Sand zu buddeln. Und die Sonne, wenn sie sich dann doch zeigte, mit ihrer Wärme in sich aufzusaugen. Denn Power hat sie dort in Portugal definitiv. Und wenn ihr Fragen bzgl. der Unterkünfte, Anreise und Co. habt, dann lasst es mich ebenfalls gerne wissen. Vielleicht interessiert euch ja auch, wie es war, mit den Jungs zu fliegen. Wobei ich da eigentlich gar keine spannenden Tipps parat habe, außer, die Ruhe zu bewahren und es auf sich zukommen zu lassen. Meistens kommt es eh anders, als geplant. Und wird am Ende vielleicht besser, als anfangs gedacht.
7 Comments
Liebe Nathalie,
wie schön, dass du dich getraut hast und dafür mit tollen Erfahrungen und Erlebnissen belohnt wurdest! 🙂 Sowas stärkt das Selbstbewusstsein doch enorm :))
Ich traue mich dieses Jahr auch. Im Mai werde ich ganz alleine auf dem Jakobsweg (die nicht so überlaufene Küsten-Variante) laufen. 420km nur mit meinem kleinen Rucksack ?
Das Smartphone bleibt zuhause, für Fotos habe ich mir eine Einwegkamera mit 28 Bildern Film gekauft. Einfach mal auf das besinnen, was man wirklich braucht. Ich bin gespannt 🙂
Liebe Anne,
danke für deine Worte.
Ja, es ist wirklich gut für’s Selbstbewusstsein. Man sollte sowas viel öfter machen. 🙂
Und wie toll, dass du es wagst, den Jakobsweg zu bewandern. Das würde ich auch total gerne irgendwann mal machen, wenn die Kinder etwas älter sind und ich sie auch mal ein paar Tage alleine lassen kann. Ich wünsche dir tolle Erfahrungen und viel Spaß dabei. 🙂
Hallo. Mich würde vor allem interessieren, welche Internetseite das war, wo Du die Reisebegleitung gefunden hast. Ich würde nämlich auch gerne mit meinen Kids einfach mal weg und da mein Mann als Selbstständiger doch nicht ständig weg kann, suche ich auch eine Begleitung, damit man nicht ganz alleine ist. Und Portugal würde mich auch interessieren. kannst Du die Unterkunft weiterempfehlen, die Ihr hattet?
LG Verena
Hallo Verena,
gefunden habe ich die Reisebegleitung hier: http://www.reisepartner-gesucht.de/reisepartner/suche.php
Wir hatten mehrere Unterkünfte, da wir in Portugal an verschiedenen Orten waren, zwei davon gebucht über airbnb. Ich wollte in einem weiteren Beitrag noch etwas genauer darauf eingehen.
Liebe Grüße
Nathalie
Liebe Nathalie,
vielen Dank für Deinen tollen Beitrag.
Ich denke auch die ganze Zeit über einen Urlaub nur mit den Kids (4 Monate und 5 Jahre) nach… ich bin in Elternzeit und die Große noch nicht in der Schule. Wenn nicht jetzt wann dann. Würdest Du mir die Internetseite nennen über die Du die Anzeige geschaltet hast? …denn ganz alleine will ich (vermutlich) auch nicht weg.
Vielen Dank und Grüße aus L-E,
Yvonne
Liebe Yvonne,
denke nicht mehr lange drüber nach, mach es einfach. Es lohnt sich wirklich. 🙂
Gefunden habe ich meine Reisebegleitung hier: http://www.reisepartner-gesucht.de/reisepartner/suche.php
Liebe Grüße
Nathalie
Schön, dass trotz scheinbar einiger Widrigkeiten trotzdem eine gute Zeit war. Hut ab, für deinen Mut!