Die Tage streichen so dahin, man fühlt sich ein wenig gefangen in seinem Alltagstrott. Die Zeit vergeht und mit dem Ende einer jeden Woche fragt man sich, wie schnell alles an einem vorbei gehuscht ist. Was habe ich gemacht, was habe ich erlebt? Habe ich wirklich wahrgenommen, bewusst und mit vollem Herzen oder einfach nur funktioniert? Was sind die Tage wert, wenn man sich nicht erinnern kann an sie? Weil sie so normal waren, so eingefahren, ja fast langweilig? Ich höre Worte wie: „Das ist halt das Leben. So ist der Alltag eben.“ Aber das kann und mag ich so einfach nicht hinnehmen.
Einfach mal ausbrechen aus dieser Routine, die mich gefangen hält. Ohne alles zu hinterfragen und mir zu sehr den Kopf zu zerbrechen, was richtig oder falsch ist. Leben. Erleben. Erinnerungen schaffen, mutig sein. Für mich. Und für die Menschen, die ich liebe.
Ich bin ein Mensch, für den Stillstand Gift bedeutet. Ich brauche immer wieder neue Herausforderungen und Aufgaben, um wachsen zu können und mich selbst zu spüren. Erlebnisse und Erfahrungen, die mich rausreißen aus meinem Trott, für die es ein bisschen Mut erfordert. Dieses Gefühl, etwas geschafft und erreicht zu haben, ganz allein und ohne fremdes Zutun.
Im Moment ist mir das ein wenig abhanden gekommen. Dieser Mut. Aber immer stärker spüre ich diesen Drang in mir, etwas zu verändern. Sich darüber klar zu werden, was man wirklich will und braucht, um glücklich zu sein, ist wohl ein langsamer Prozess und es passiert nicht von Jetzt auf Gleich. Und egal, wie oft ich mir vornehme, die kleinen Dinge mehr wert zu schätzen und mich darüber zu freuen, manchmal reicht es einfach nicht. Diese Sehnsucht nach dem Unbekanntem ist oft einfach stärker. Klingt das undankbar? Nein, denn dankbar bin ich. Für meine Kinder, meinen Partner, meine Familie. Sie bedeuten mir die Welt. Ohne sie wäre ich nichts. Doch da muss noch mehr sein. Irgendwie. Irgdendwo. Nur was?
Um beschreiben zu können, was da in einem ruft, es heraus zu finden und dabei auch zu sich selbst, bedarf es manchmal einfach mehr. Und ich merke, dass es mir im Alltag einfach nicht gelingt. Zu groß sind die Ablenkungen, die Verpflichtungen, die ständig neuen Impulse und Eindrücke. Dieses Müssen, Sollen, Funktionieren. Wie eine Maschine. Wenn ich es mir ganz fest vornehme, gelingt es mir manchmal. Mich zu besinnen, für kleine Momente, doch im nächsten Augenblick habe ich wieder vergessen, worauf ich mich eigentlich fokussieren wollte.
Dieses Gefühl, ständig auf der Suche zu sein, alles optimieren zu wollen, raubt mir Kraft, Nerven, Energie und Kreativität. Es hält mich gefangen und macht mich klein. Ein dicker fetter Klos im Bauch, der mir die Luft zum Atmen nimmt.
Ich möchte wieder frei atmen können. Ohne, dass ständig etwas an mir nagt. Und möchte endlich heraus finden, was mir noch fehlt, um richtig anzukommen. Sagen zu können: Genau so ist es gut und richtig.
Was mir dabei helfen wird? Ganz klar bin ich mir darüber noch nicht. Aber ich denke, es wird mir immer bewusster. Um Entschleunigung zu finden, muss ich raus. Raus aus dem Alltag. Rein ins Unbekannte. Wie oft ich schon an dem Punkt war, wo ich am liebsten einfach meine Koffer gepackt hätte. Tapetenwechsel. So dringend nötig. Irgendwas hat mich bis jetzt immer gehindert. Aber je öfter ich darüber nachdenke, auch meine Herzmenschen mit ins Boot hole und die Dinge beim Namen nenne, realisiere ich, wie groß dieses Bedürfnis eigentlich ist.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Warum immer alles auf morgen verschieben? Auf irgendwann. Dafür ist das Leben doch einfach viel zu kurz, oder?
8 Comments
Man will immer das, was macht nicht hat…
Mein Leben ist genau das Gegenteil von deinem. Wir sind zwar gleich alt, aber ich bin single, ungebunden, bin die letzten Jahre durch das Studium, Praktika und Semester im Ausland und diverse Jobs viel rumgekommen. Dadurch hatte und habe ich bis heute keinen wirklichen Alltag, keinen Anker, keinen Rückzugsort mit festen Bezugspersonen. Und dabei sehne ich mich so sehr danach.
Du hast es genau andersrum gemacht: Ausbildung, recht früh Kinder, ein sehr gemütliches „Zuhause“, einen geregelten Alltag. Sehr viele Punkte, um die ich dich ehrlich gesagt ein bisschen beneide, denn genau nach dieser Konstanz sehne ich persönlich mich beispielsweise.
Vielleicht hilft dir diese Perspektive ein bisschen dabei, einen anderen Blick auf dein Leben zu gewinnen. Und wenn du Abwechlsung möchtest? Es gibt so viele Möglichkeiten, auch als Mama. Ein neues Hobby? Ein neuer Job/eine Umschulung, wenn du im alten nicht glücklich warst? Du bist noch so jung, dir stehen sehr viele Türen offen.
Und wenn es dich in die Ferne zieht… auch das ist mit Familie kein Ding der Unmöglichkeit. Ich folge z.B. sehr gerne wanderlustigen Familien auf Instagram (z.B. lifewithsandyandbenni oder garrettgee). Die illustrieren eindrucksvoll, dass auch als kleine Familie die Wanderlust und die große Freiheit, nach der du dich ein bisschen sehnst, wie ich das herauslese, möglich ist.
Ich wünsche dir in jedem Fall dass du das findest, was dich glücklich und erfüllt macht.
Hab ganz lieben Dank für deine Worte!
In gewisser Weise stimmt das…oft will man das, was man eben nicht hat. Und hat man es dann, macht man sich wieder auf die Suche nach etwas Neuem…immer wieder. Wobei ich denke, dass es eben wirklich Menschen gibt, die das brauchen, um glücklich zu sein. Die Abwechslung, Herausforderungen, immer wieder Schwung. Deswegen versuche ich, einen Weg zu finden, das irgendwie alles zu vereinen. Mehr reisen, auch in die Ferne, wäre sicher toll. Auch wenn es nicht immer ganz einfach umsetzbar ist.
Ich danke dir für deine Wünsche!
l
Liebe Lisa, ich glaube, leider hat irgendwas beim Absenden deines Kommentars nicht geklappt…:/
Wir sind uns da glaub ich sehr ähnlich, den Text hätte ich schreiben können (das hast du aber glaub ich besser hinbekommen, als ich es könnte :-)) – bin gespannt, wie es weitergeht bei dir, was du tun wirst (reisen?! Das wäre glaub ich bei mir der Knackpunkt… es wird auch mehr, aber länger weg, das wärs mal…) lg Ulli
Du bist ja lieb, danke 🙂
Mehr reisen wäre wirklich ein Traum…mal sehen, wie es sich realisieren lässt…
Bin zufällig hierauf gestoßen. Auch wenn der Beitrag schon etwas älter ist, will ich kurz was dazu schreiben. Ich kenne dieses Gefühl gut und das Problem ist m. E. der fehlende Bezug zum Selbst. Du schreibst, du „funktionierst“, „optimierst“, „sollst …“ usw. In die Falle laufe ich regelmäßig rein. Was dann „abhanden gekommen ist“, bist du, der Mensch. Was sind wirklich deine Ziele? Nur weil Familienwerte gesellschaftlich hoch angesehen werden, heißt das z. B. nicht, dass eine Familie jeden Menschen automatisch glücklich macht. Familien sind auch nur Menschen, die gute und schlechte Tage haben, und eine Überfrachtung der Familie als Glücksgarant richtet meiner Meinung nach viel Schaden an. Man kann, man DARF nicht von anderen Menschen erwarten, dass sie etwas „füllen“, was einem selbst fehlt – es sei denn, man will kreuzunglücklich sein. Ist schwierig auszudrücken, aber ich versuche, nie zu vergessen: ich bin es, die das und das tut, es ist mein Leben, einzigartig und endlich. Erst dann kommen die anderen. Die übrigens auch davon profitieren, wenn man sich gut um sich selbst kümmert.
Ich danke dir sehr für deine Worte! Ich verstehe total, was du meinst und du hast so recht. Der Weg zu sich selbst (zurück) ist nicht immer leicht und allzu oft lässt man sich wieder aus der Bahn werfen, aber ich höre nicht auf damit, heraus zu finden, was gut für mich ist und was ich wirklich brauche, um zufrieden und glücklich zu sein.