Life with kids, Personal

Thoughts // Life with kids: Iiih, wie siehst du denn aus? – Von Genderwahn und Rollenklischees

26. April 2017

Ein Satz, völlig ernst gemeint und mit der Absicht, zu verletzen. Ein anderes Kind bewusst auszugrenzen und zu ärgern. Traurig zu machen. Und das, obwohl dieses in dem Moment einfach nur mitspielen wollte. Offen und aufgeschlossen auf andere zugegangen ist. Anschluss gesucht hat, mutig war und neugierig. „Iiih, wie siehst du denn aus? Mit deinen langen Haaren…“ Der zweite Satz, der noch tiefer trifft. Mit dir wollen wir nicht spielen, weil du anders bist. Und nicht in unser Rollenklischee passt. Eines, das  bereits kleinen vierjährigen Jungs (und Mädchen) scheinbar immer noch ganz bewusst von allen Seiten eingetrichtert wird. Ein Junge mit längeren Haaren. Mensch, das geht doch nicht. Und wie so oft frage ich mich, in was für einer Gesellschaft wir leben. Wir schreiben das Jahr 2017 und Jungs, die keinen typischen Kurzhaarschnitt tragen oder deren Kleiderschrank nicht ausschließlich aus den Farben blau, grün und diversen Abstufungen davon besteht, fallen noch immer aus dem Muster. Werden doof angequatscht, angeschaut, als Mädchen abgestempelt und im schlimmsten Fall ausgegrenzt. Mein kleiner mutiger Sohn, der nur mit gleichaltrigen Kindern spielen wollte. Und dessen Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit nach diesen Sätzen umschlug. Weil er sich getroffen fühlte und verletzt. Abwehr und Enttäuschung, die sich in Wut umwandelten.

Ich dachte an diesem Abend lange über diese Sätze nach. War den Tränen nahe. Erschrocken darüber, wie fies, gehässig und gemein diese Jungs bereits in jungen Jahren schon waren. Ich wollte einfach nicht, dass Mika-Flynn das Gefühl gegeben wird, er sei irgendwie anders. Und dass er deswegen ausgeschlossen wird. Bekam Zweifel und fragte mich, ob es nun tatsächlich soweit gekommen ist, dass wir ihm die Haare schneiden lassen müssen, weil er sonst gehänselt wird. Nein, diese Worte hatten diese Jungs nicht nur irgendwo aufgeschnappt und unbedacht wieder gegeben. Das war völlig ernst gemeint, weil es ihnen eingetrichtert wurde. Aber Stopp! Warum machte ich mir Vorwürfe? Für etwas, was ganz offensichtlich (immer noch) ein gesellschaftliches Problem zu sein scheint? Ich sprach mit Mika-Flynn und versicherte ihm, dass er genau richtig ist, so wie er ist. Und er sich von diesen unsensiblen Kindern, die es scheinbar nicht besser beigebracht bekommen haben, nicht verunsichern lassen muss. Ganz nebenbei fragte ich ihn, mehr um ihn zu testen, auch, ob wir ihm bald mal die Haare schneiden sollen. Nur ein wenig. Vielleicht ja in der Länge von Taavi. Und wie aus der Pistole geschossen kam sofort: „Nein, Mama! Nicht meine Haare! Die sollen so bleiben!“ Weil er sie mag, weil er nicht das Gefühl hat, er muss als Junge kurze Haare haben, nur um dazu zu gehören. Damit hörte ich auf, zu fragen. Das Problem lag definitiv nicht an ihm. Und das wusste scheinbar auch schon mein kluger, kleiner Mann.

Warum? Warum darf ein Junge in der heutigen Zeit scheinbar immer noch keine langen Haare haben? Warum werde ich jedes Mal wieder komisch angeschaut, wenn ich die Leute, die Mika-Flynn für ein Mädchen halten, korrigiere und sage: „Er ist ein Junge.“ So wie erst vor Kurzem wieder am Flughafen. Ein Sicherheitsmann, kaum älter als ich, war ganz entzückt: „Zwei kleine süße Mädchen!“ Nein, es sind Jungs. „Ja, aber…wie?! Mit langen Haaren?!“

Ist es so unnormal in einer Zeit, in der erwachsene Männer mit Man-Buns herum laufen, dass auch ein kleiner Junge einen etwas längeren Haarschnitt trägt?

Und wer hat eigentlich festgelegt, dass pink und rosa nur Mädchen tragen dürfen? Wer hat bestimmt, dass das Mädchenfarben sind? Nie hat das jemand von uns zu Mika-Flynn gesagt und trotzdem kam er eines morgens, als ich ihm sein knallpinkes T-Shirt, dass er zu einer blauen Jeans und einer grauen Strickjacke trug, anzog und sagte: „Mama, heute hab ich ja ein Mädchen-Shirt an!“ Nein! Es regt mich auf, es ärgert mich. Es macht mich wütend und traurig. Ich nahm Mika-Flynn in den Arm, erklärte ihm, dass rosa und pink Jungs mindestens genauso gut steht, wie Mädchen. Und diese Farben nicht nur vom weiblichen Geschlecht getragen werden dürfen. Er solle sich bloß nichts anderes einreden lassen.

Nur Mädchen dürfen weinen, Jungs müssen die Zähne zusammen beißen und stark sein. Mädchen gehen als Prinzessin und glitzerndes Einhorn zum Fasching, Jungs als Piraten und Superhelden. Für die Jungs bitte die blauen Überraschungseier und wehe, sie wollen aber lieber das pinke, denn da steht ja schließlich explizit drauf „Mädchen-Ei“. Eine Spielküche für einen Jungen? Ja nee, das geht ja gar nicht! Die Frau gehört schließlich an den Herd, nicht dass der Junge mit drei Jahren noch verweichlicht. Lieber einen Werkzeugkasten schenken!

Kinder, die nicht ins Rollenklischee passen, werden ausgeschlossen. Weil sie scheinbar anders sind.

Meine Kinder spielen mit ihrer Kinderküche, genauso gerne wie mit ihren Spielzeugautos, haben Puppen, schmusen mit ihren Stofftieren, tragen rosa, pink, gelb, rot, blau, grün und sämtliche andere Farben. Sie raufen, sie toben, sind laut und manchmal ganz schön frech, dafür lieben sie es aber auch, zu kuscheln, verteilen Küsse, sind einfühlsam und sensibel. Mika-Flynn hat längere Haare, weil es ihm selbst gefällt. Nicht weil wir jeden Tag auf ihn einreden oder gar verbieten, sie abschneiden zu lassen. Ich erziehe mir kein Mädchen, weil ich mir ja insgeheim eines gewünscht habe und dieser Wunsch nicht erfüllt wurde. Denn ja, auch das durfte ich mir schon vorwerfen lassen. Witz lass nach.

Ich erziehe meine Kinder frei von irgendwelchen Rollenbildern und hoffe, dass sie sich dadurch zu selbstbewussten, unvoreingenommenen Persönlichkeiten entwickeln. Menschen, die niemanden ausgrenzen, nur weil er auf den ersten Eindruck vielleicht etwas anders ist. Denn in dieser Hinsicht läuft leider in unserer scheinbar ja ach so modernen Gesellschaft leider immer noch viel zu viel schief.

Dem Jungen, der meinem Sohn diese Sätze an den Kopf geknallt hat, möchte ich eigentlich nur sagen: Hättest du ihm mal eine Chance gegeben. Dann hätte er dir vielleicht sogar seine Spielzeugautos gezeigt und dir eines abgegeben. Und ihr hättet bestimmt ganz viel Spaß gemeinsam gehabt. So hat er dir eben nur die Zunge rausgestreckt und sich gedacht, wie blöd du doch bist. Auch wenn du dafür vermutlich am wenigsten kannst.

Toben, spielen, lachen, Kind sein – unbefangen, frei und offen. Für mehr Toleranz und Akzeptanz. Für weniger Genderwahn und Rollenklischees.

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26 Comments

  • Reply Lisa 27. April 2017 at 8:00

    Guten Morgen, liebe Nathalie!

    Ein sehr berührender Text wie ich finde. Ich frage mich auch so oft, was in unserer Welt immer noch schiefläuft!? Wir leben im Jahr 2017 und ich selber merkte von der „ach so modernen und offenen Gesellschaft“ auch eher wenig. Die Medien, Film und Fernsehen, lassen uns zwar glauben, dass wir alle weltoffen sind, aber im Endeffekt fühlt sich wohl der Großteil der Menschen in typischen Geschlechterrollen wohl und geborgen.
    Menschen gehen grundsätzlich den Weg mit dem wenigsten Wiederstand. Schubladendenken vereinfacht den Alltag und Weiterdenken ist viel zu anstrengend…

    Ich finde es bewundernswert, wie sehr du zu deinem Erziehungsstil stehst. Mach weiter so – nur durch Menschen wie Du einer bist, wird dieses furchtbare Schubladendenken vielleicht mal der Vergangenheit angehören. Deine zwei kleinen Jungs sollen sich ja nicht unterkriegen lassen 😉

    Wir dürfen der Gesellschaft nicht böse sein, sie weiß es einfach nicht besser. Menschen die nicht über den Tellerrand schauen wollen, denen können wir leider auch nicht helfen.

    Alles Liebe, Lisa :*

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:39

      Dankeschön, liebe Lisa! Ja, es ist wohl bei vielen immer noch mehr Schein, als Sein und wenn es wirklich darauf ankommt, zeigt sich, was in den meisten Köpfen noch fest sitzt… Ein schwieriger Weg ist es und wird es wohl noch lange sein, bis die Menschen endlich offener und toleranter werden und das Schubladendenken der Vergangenheit angehört.

  • Reply Linda 27. April 2017 at 8:22

    Liebe Nathalie, danke für diesen Beitrag, du schreibst mir wirklich aus dem Herzen. Macht bitte so weiter, auch wenn es manchmal solche frustrierenden Begegnungen gibt. Ich trage mein erstes Baby noch im Bauch und rege mich jetzt schon immer darüber auf, wie krass das binäre Geschlechtersystem gerade Kindern noch eingetrichtert wird und so völlig unnötig versucht wird, die Kleinen einzuschränken… Dafür kannst du auf deine Kids sehr stolz sein, dass sie sich davon nicht beirren lassen. 🙂

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:36

      Das ist wirklich lieb von dir, hab vielen Dank!
      Alles Gute für dich und dein Baby!

  • Reply Anna 27. April 2017 at 8:46

    Absolut richtig! Mach das bitte weiter so!! Aber bei uns zuhause werden nun auch vermehrt Diskussionen über diese Themen geführt, etwa wenn mir meine dreijährige Tochter erklärt, sie könne ihren (pinken!) Schlafanzug nicht mehr anziehen, weil Jungs Hosen tragen und Mädchen Röcke… Da ich zu 95% Hosen trage, kann sie das nur woanders, im Kindergarten oder so, aufgeschnappt haben. Natürlich erkläre ich ihr dann, dass sie sowohl Hosen als auch Röcke tragen kann, wenn sie ein Mädchen ist und dass auch Jungs Röcke tragen dürfen, wenn ihnen danach ist. Aber in diesem Alter werden kleine Mädchen überall mit Rosa, Pink und Glitzer „bombadiert“ – man muss sich nur die Mädchenabteilung bei H&M anschauen. Und natürlich möchte ich ihr auch das nicht verbieten, wenn sie es sich frei auswählt – was momentan eben bedeutet, dass es jeden Tag ein Kleid oder Rock sein muss, die Haare möglichst lang und offen, und alles geliebt wird was pink ist und glitzert und nur im entferntesten mit Prinzessin zu tun hat. Vielleicht müssen kleine Mädchen das einfach eine Zeit lang ausleben, wahrscheinlich gehört es einfach zu dieser Entwicklungsphase dazu – aber für mich als Mutter ist es schon ein kleiner Drahtseilakt und die Feministin in mir möchte ab und zu laut aufschreien 😉 Ich bin gespannt, wie die Sache so in ein, zwei Jahren aussieht. Ganz viele Grüße, Anna

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:35

      Ja, das trifft es wirklich, sie werden regelmäßig damit bombardiert und es wird ihnen überall vorgehalten, was typisch Mädchen und typisch Junge sein soll. Schwierig, dass als Eltern komplett zu umgehen bzw. ihnen vor zu enthalten. Nicht nur die Mädchenabteilung sieht so extrem aus, die der Jungs besteht dann nur aus Cars, Superhelden, Monstern und Dinos.
      Liebe Grüße!

  • Reply Hanna 27. April 2017 at 9:01

    Ich weiß noch, dass ich mir als Kind mal ein ferngesteuertes Auto gewünscht habe und mir von der Mädchen in meiner Klasse auch anhören durfte, dass sei doch aber ein Jungsspielzeug, warum ich mir sowas denn wünschen würden (komischerweise wollte alle Mädchen auf meiner Geburtstagsfeier mal damit fahren). Ich hab als Kind oft die Sachen von meinen Brüder aufgetragen und habe da auch den ein oder anderen Spruch abbekommen.
    Mein Bruder wollte als Kind unbedingt einen pinken Schulranzen und meine Eltern wären die letzten die es ihm verboten hätten. Leider mussten sie sich aber auch sorgen machen, ob er es damit nicht schwer haben wird in der Schule (zu mal das ganze auch schon über 20 Jahre her ist). Sie konnten sich dann auf einen weinroten einigen. Traurig, dass die Gesellschaft über so etwas bestimmen kann.
    Mein Neffe hatte als Baby eine rosafarbende Decke im Kinderwagen, da kam eine Nachbarin zu meinem Bruder und meinte, er müsse da aber schon aufpassen dass der nicht „andersrum“ wird .??

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:29

      Ohje, der Spruch der Nachbarin geht ja mal gar nicht…Einfach nur dämlich. Und ja, es ist wirklich traurig, was die Gesellschaft uns immer noch vorgibt.
      Ich hatte auch ein ferngesteuertes Auto und fand es toll. Merkwürdig, dass dann auf einmal doch alle Mädchen Interesse an dem ach so typischen Jungsspielzeug zeigen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen…

  • Reply tini 27. April 2017 at 9:37

    Oh dieses Thema, Ich könnte mich ewig drüber aufregen.. auch ich versuche meine Tochter (5 Jahre ) und meinen Sohn( 1 Jahr) Gender frei zu erziehen. und trotzdem höre ich auch öfter von meiner Tochter Sprüche wie : ein Mann kann nur eine Frau heiraten/ wieso hat der Lange Haare? / das ist ja voll die Jungsfarbe / Ich kann Ohrringe haben, mein Bruder aber nicht etc
    Ich erzähle ihr dann immer wieder das es eben nicht so ist und das versteht sie dann auch, aber trotzdem ist das irgendwie ein wenig in ihr drin..
    sie würde das jetzt nie jemanden ins Gesicht sagen, aber mir erzählt sie dann später schon, dass sie es etwas komisch fand.. sie sagt zwar auch, Jeder ist wie er ist und das ist gut so, aber so richtig weg von den Rollenbildern kommt man nicht.
    Ich hoffe, um so älter die Kinder werden umso besser verstehen Sie es.

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:25

      Vieles schnappen sie ja leider auch woanders auf. Beim Spielen mit anderen Kindern, im Kindergarten, der Schule, bei Verwandten…Mika-Flynn ja leider auch. Deswegen hilft wohl wirklich nur ganz viel darüber reden und erklären, bis sie es wirklich richtig verinnerlicht haben. Ich denke und hoffe auch, dass das immer besser klappt, je älter sie werden und je mehr Verständnis sie entwickeln.

  • Reply Julia 27. April 2017 at 10:43

    Liebe Nathalie,
    ich finde es auch absolut richtig, wie du es händelst. Jungs mit längeren Haaren sind heute keine Seltenheit mehr und sollten es auch nicht sein. Mika liebt seine Haare und er soll sie unbedingt behalten. ICH finde auch, Jungs können andere Farben als blau und grün. Allerdings muss man auch sagen, Kinder sind brutal. Brutal, ehrlich, hemmungslos. Und es wird ihm immer weh tun, wenn ihn andere Kinder wegen eines pinken T-Shirts auslachen. Kinder verstehen das eben noch nicht und sagen einfach was sie denken. Ich finde es richtig, dass er in der Puppenküche spielt, Puppen anzieht etc. Das ist super, macht Spaß und machen sicher auch andere Jungs. Wieso auch nicht? Ich frage mich nur, ob man wirklich ein pinkes T-Shirt anziehen muss, nur um seinen Standpunkt klarzumachen. Denn wie du erlebt hast, es geht auf die Kosten des Kindes…. Und hänseln kann wirklich fies sein und lebenslange Narben hinterlassen. Deswegen unterstütze ich dich in allen anderen Punkten. Lass die Jungs tanzen, Puppen wickeln, und Sandkuchen backen! 🙂 Aber ich würde vielleicht auf ein pinkes T-Shirt verzichten, wenn ihm dadurch solche Hänselein erspart bleiben. Wenn er älter ist und sich das alles selbst aussucht, dann kann er das auch beantworten und den blöden Hänslern eins reinwürgen. Hoffe, du verstehst, was ich meine. Es soll absolut kein negativer Kommentar sein. Du hast wirklich tolle Jungs!
    Lieben Gruß, Julia

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:17

      Liebe Julia,
      hab vielen Dank für deine Worte und deine Meinung. Ich verstehe, was du meinst und fasse es keinesfalls negativ auf.
      Das Shirt trägt er eigentlich nicht deswegen, weil ich damit meinen Standpunkt klar machen möchte, sondern eher aus dem Grund, weil es uns gefällt und ich finde, dass ihm die Farbe super steht. In der Männerabteilung ist sie ja auch keine Seltenheit mehr und das Shirt ist tatsächlich aus der Jungenabteilung bei H&M. Deswegen wurde er auch noch nicht ausgelacht, er meinte ja nur selbst, es sei ein Mädchen-Shirt, weil er es wohl irgendwo aufgeschnappt hat, dass pink eine „Mädchenfarbe“ ist… Ich habe ihm mehrmals erklärt, dass auch Jungs rosa und pink tragen dürfen und sollte jemand etwas dazu sagen, hoffe ich, dass er genau das antwortet.
      Liebe Grüße

  • Reply Vanessa 27. April 2017 at 11:26

    Großartiger Beitrag! Genau über dieses Thema habe ich meine Masterarbeit geschrieben!

  • Reply Mari 27. April 2017 at 14:32

    Leider kann der kleine Junge, der deinen Sohn so vor den Kopf gestoßen hat, gar nichts für seine Einstellung und Meinung. Die wurde ihm einfach eingetrichtert und er hat sie adaptiert. Da gilt es, die Eltern anzusprechen und in den Köpfen für eine Erziehung frei von Rollenbildern zu sorgen. Und unsere Kinder zu stärken. So wie du das gemacht hast, Ihnen aufzeigen, dass alle Farben für alle da sind und alle Harlingen für jeden offen sind. Ich bin mit kurzen Haaren und Latzhosen auf Bäume geklettert statt mit Puppen zu spielen und wurde genug für einen Jungen gehalten – hat es mir geschadet? Nein. Es hat mich stark gemacht.

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:09

      Stimmt, im Nachhinein betrachtet hätte man tatsächlich die Eltern ansprechen müssen. Aber im ersten Moment ist man ja auch als Mutter erstmal ziemlich sprachlos über so ein Verhalten…Leider fallen mir oft auch erst hinterher Sätze ein, mit denen ich hätte kontern können.
      Schön, dass du so unbefangen aufwachsen durftest und Positives daraus mitgenommen hast. Das sollte eigentlich keine Ausnahme mehr sein in der heutigen Zeit, sondern normal.

  • Reply Martina 27. April 2017 at 16:35

    Schön dass es auch Eltern wie dich gibt!! Ich möchte später mal genauso handhaben wie du.
    Liebe Grüsse aus Wien

    • Reply Nathalie 27. April 2017 at 22:00

      Danke für deine Worte, das freut mich sehr. 🙂

  • Reply Rita 28. April 2017 at 15:36

    Lange Haare bei Jungs sind überhaupt nicht schlimm, jedoch sollten sie dann bitte auch gepflegt aussehen. Das ist bei deinem Sohn leider nicht der Fall – seine Haare sehen schon sehr ungepflegt und zottelig aus.

    • Reply Nathalie 28. April 2017 at 18:23

      Wir lassen ihm regelmäßig die Spitzen schneiden und kämmen sie jeden Morgen. Dass seine Haare nach einem Tag an der frischen Luft mit viel Spielen und Toben etwas durcheinander und zottelig sind, ist meiner Meinung nach ganz normal und hat nichts mit ungepflegt zu tun. Ich renne ihm ja nicht die ganze Zeit mit einer Haarbürste hinterher.

  • Reply BrummelBrot 29. April 2017 at 16:14

    Ooooh, diese Klischees. Wie sehr sie mich zeitweise auch aufregen. Manchmal weiß man auch nicht, ob lachen oder doch besser weinen. Ich selbst habe drei ältere Brüder. Klar, dass ich da eher nicht die kleine Prinzessin mit viel Rosa und Glitzer war. Mit Kleider konnte man mich jagen. Es tat unheimlich weh, ständig gesagt zu bekommen, ich sei kein richtiges Mädchen -__-

    Mein Sohn wird im Juni zwei. Er hat am Hinterkopf richtig schöne Locken. Abschneiden? NÖ! Nicht mit mir. Entsprechend wird er auch, gerade wegen der Locken, regelmäßig für ein Mädchen gehalten. Er mag seine Haare. Kämmt sie selbst ganz stolz und liebt es, beim Tanzen damit zu wackeln. Wenn da nicht das böse Haarewaschen wäre. Das hasst er. Aber das wäre mit kurzen Haaren nicht anders.

    Eine Oma meinte letztens auf dem Spielplatz, dass JUNGEN die Haare kurz haben müssen, da es sie doch beim Spielen stört. Ich fragte dann, ob demnach nicht alle Kinder kurze Haare haben müssten!? Schließlich spielen Mädchen doch auch und das mitunter sehr wild.
    Großer Fehler. Es kam dann nur noch mehr Gendergeblubber.

    Paul hat eine Puppe, wie so ziemlich jedes Kind die IKEA-Küche, Autos und Bücher. Darunter auch eins mit Prinzessinnen. Warum? Weil ER es sich ausgesucht hat.

    Wie viele Generationen das noch braucht, bis es endlich anders wird?! Man weiß es nicht.

  • Reply Bine 30. April 2017 at 11:11

    Mal ehrlich? Mir geht das mit den Anschuldigungen etwas zu weit. Einem Vierjährigen vorzuwerfen, eine unsensible Äußerung gemacht zu haben? Der hat einfach nur ausgesprochen, was er in dem Moment gedacht hat. Wäre er 10 gewesen, würde ich das vllt anders sehen. Sich die Eltern vorknöpfen und ihnen eine intolerante Erziehung vorwerfen? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man zu Hause noch so viel Toleranz vorleben kann, manchmal fruchtet es trotzdem nicht. Weil Kinder auch mit eigenen Augen sehen und Ohren hören. Und sie sehen hauptsächlich Mädchen mit langen und Jungs mit kurzen Haaren, Mädchen deren Lieblingsfarbe pink ist und Jungs, die auf Blau, Rot oder Grün stehen. Und wollen sich mit dem jeweiligen Geschlecht identifizieren. Mein Sohn war noch keine 3, als ich ihm einmal den pinken Jogginganzug der Tochter einer Freundin anziehen musste, weil er beim Spielen in eine Pfütze gefallen war und seine Klamotten pitschnass waren. Weder meine Freundin noch ich sind auf die Farbe eingegangen, aber er hat gebockt und sich geweigert, in dem pinken Teil auf die Straße zu gehen.
    Thema Haare: Weil ich als Kind viel geschwommen bin, fand meine Mutter, dass ein Kurzhaarschnitt saupraktisch wäre. Gleich beim ersten Mal, als ich in einer Sportgruppe war, in der mich die Betreuerin nicht kannte, wurde ich bei den Jungs eingeteilt. Dahinter steckte keine böse Absicht, ich hätte damals wahrscheinlich auch aufs Jungs/Herrenklo gehen können und keinem wär was aufgefallen. Aber für mich selbst war das das Ende meiner Kurzhaarphase und der Beginn einer ziemlich langen Langhaarphase. Ich wollte nicht jedesmal sagen müssen, dass ich doch eigentlich in die Mädchengruppe gehöre.
    Mika ist wahrscheinlich auch bewusst, dass er mit seinen langen Haaren etwas aus dem üblichen Schema fällt. Ich gehe mal davon aus, dass es sein eigener Wunsch ist, seine Haare lang zu tragen. Wenn er es selbst so will, werden die Kommentare ihm nicht so zusetzen, denke ich. Er weiß, dass er etwas „anders“ ist, will es aber selber so, weil er es für sich selbst schöner findet – das zeugt von Selbstbewusstsein und Mut, und darin sollten ihn die Erwachsenen in seiner Umgebung bestärken. Aber vielleicht kommt auch irgendwann de Moment, wo es ihm wichtiger ist, wie alle anderen zu sein . Und nicht zuletzt müssen wir Eltern uns auch immer wieder selber fragen, wie tolerant wir auf Menschen reagieren, die „anders“ sind, und wie wir reagieren werden/ würden, wenn der Sohnemann oder das Töchterlein uns vielleicht irgendwann mit so etwas Schrägem kommen (Klamotten, Musik, Partner, Einrichtung, …), dass wir – bei aller Toleranz und Offenheit – erstmal schlucken müssen.

    • Reply Gitty 2. Mai 2017 at 15:32

      Was meinst du denn mit „so etwas Schrägem, bei dem man schlucken muss“? In welchem Jahr bist du denn hängen geblieben? Mein Gott. Lass doch die Menschen einfach lieben/tragen/machen wen und was sie wollen… Geht dich doch einfach mal gar nichts an.

  • Reply Alicia 30. April 2017 at 23:23

    Super schön geschrieben, kann mich deiner Meinung nur anschliessen! Leider sind es oft doch die Eltern, die richtig in dem Rosa bzw. Blauwahn aufgehen..

  • Reply Kata 1. Mai 2017 at 16:53

    Hallo Nathalie,
    ich finde es super, dass dein Sohn seine lange Haare behalten will! Und ich finde deine Einstellung und wie du zu der Sache stehst super! Und ich verstehe auch nicht, wieso denn Juns keine rosa, roten oder lilanen Sachen tragen sollen!? Mein Sohn (noch ein Baby) hat auch Kleider in allen Farben im Schrank und viele rote Sachen, weil ich rot schön finde. Ich habe auch schon des öfter die Kommentare von anderen Leuten zu hören bekommen müssen „was für ein süßes Mädchen“.. Ich hatte mir schon überlegt nen Aufkleber auf den Kinderwagen zu machen „Es ist ein Junge“ 😉 Ich sehe es einfach nicht ein, wieso Mädchen alle Farben und Muster tragen „dürfen“ und Jungs nicht. Mein Stiefpapa hat lange Haare (länger als meine und meine sind lang) und trägt oft Zopf und sogar er wird oft dumm angesprochen von seinen Kollegen, ob er denn noch Hippie ist.. Mein Arbeitskollege trägt oft rosa, lila oder orangene Hosen und er sieht damit cool aus. Und mein Neffe (Teenager) hat ne ähnliche Frisur wie Mika-Flynn und die Mädels finden ihn toll, gerade weil er so eine Frisur hat und nicht so 08/15 aussieht wie alle anderen Jungs – also es gibt doch Hoffnung. Ich selbst wurde in der Schule gehänselt, weil ich nicht „cool“ aussah und die „falschen“ Klamotten anhatte und heutzutage kommen mir die Kinder noch fieser vor als damals.. Leider. Aber meine Mom hat zu mir gehalten und nicht versucht mich „anzupassen“ und das ist das Wichtigste – und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Im Kindergarten wollten nur die Jungs mit mir spielen, weil ich lieber mit Autos statt Barbie gespielt habe und rosa nicht mochte. Damals hat mich das nicht gestört, aber jetzt frage ich mich, wie es denn sein kann, dass schon so kleine Mädchen sich so verhalten. Kann eigentlich nur von den Eltern kommen. Und ich habe ein Foto vom Kindergarten auf dem ich einen Rock von nem anderen Mädchen an habe, weil die Kindergärtnerin es wohl unpassend fand, dass ich mit meiner Hose und meiner kurzen Bobfrisur wie ein June aussah. Toll, oder? Es regt micht richtig auf, dass viele Leute so oberflächlich sind und versuchen alle in irgendwelche Schubladen zu stecken. Und sobald etwas nicht passt, ist man gleich der Außenseiter. Ich finde Mika-Flynn super! Vor allem mit langen Haaren und rosa Shirt! Und es ist toll, dass er trotzdem seine langen Haar behalten will – das zeugt nur von starker Persönlichkeit! Das Wort welches ich am meisten verabscheue ist „anpassen“. Also nur Mut und sich nicht von den anderen Kindern ärgern lassen 🙂 Die haben nur intolerante Eltern mit schwachem Charakter und ohne eigene Meinung, sodass sie sich hinter Klischees verstecken müssen oder sich nicht trauen mal anders zu sein.
    Und a propos Klischees und aus der Reihe tanzen – mein Mann ist kleiner als ich und trotzdem trage ich Absätze 😛
    Liebe Grüße

  • Reply Anja 12. Mai 2017 at 18:52

    Meine Gedanken zu diesem Beitrag sind folgende…ich glaube das in dem Fall nicht um die Haare deines Kindes ging.Der Junge hätte zum Beispiel ein Spiderman TShirt tragen können und Mika ein Superman TShirt. Sicher das Ergebnis ist das gleiche. Ein Kind /Kinder, die andere bewusst verletzten und ausgrenzen. Weil sie es von zu Hause kennen ? Weil sie neidisch sind ? Nicht gelernt haben mit negativen Gefühlen umzugehen? Ich weiss es nicht. Mich würde interessieren wie du oder auch andere Mütter reagieren würden, wenn ihr Kind ein anderes Kind derart verletzt. Letztendlich ist es leider leider das Problem der heutigen Gesellschaft, in der Intoleranz und vor allem das eigene Ansehen an erster Stelle stehen. Vielleicht hättest du die Eltern darauf ansprechen sollen. Die Reaktion von Mika zeigt aber umso mehr wie selbstbewusst und stark dieses Kind ist. Diese Stärke erlangt man meiner Meinung nach durch eine liebevolle Beziehung mit den Eltern. Eltern die den Kindern in jeder Situation den Rücken stärken!!!

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