Life with kids, Mom Life, Personal

Mom life // Life with kids: Hätte mir das vorher mal jemand gesagt…

21. Juni 2017

Wie war das eigentlich damals, so ohne Kinder? Mein Leben und alles drum herum? Wenn ich so darüber nachdenke, fällt es mir tatsächlich schwer, mich zu erinnern, dabei ist sie ja eigentlich noch gar nicht so lange her, die kinderlose Zeit. Zumindest kommt es mir gefühlt so vor, denn wenn ich eines definitiv sagen kann, was sich sofort mit dem ersten Kind ändert, dann der Fakt, dass die Zeit wie von Zauberhand auf einmal rennt und rennt und rennt…Und da sind knappe fünf Jahre dann auf einmal rum, als wären sie im Zeitraffer an einem vorbei gezogen.

Vielleicht war es ja auch gar nicht so anders. Nur dass sich eben ein oder besser zwei entscheidende Punkte geändert haben. Wunschkind Nr 1 und Wunschkind Nr. 2 begleiten und bereichern nun unser Leben. Naja gut, und wir sind natürlich auch älter geworden, reifer. Sind an der Rolle Eltern zu sein, gewachsen. Vielleicht ändern sich dadurch auch automatisch manche Dinge und man setzt seine Prioritäten grundsätzlich irgendwann anders.

Ich war in jüngeren Jahren nie ein Partytier. Klar, wir waren auch ab und zu feiern, aber nie wirklich exzessiv. Das Feiern habe ich eigentlich nie vermisst. Höchstens die guten Konzerte. Davon gab es einige und mit Kindern waren wir auf nicht mehr so vielen. Im Prinzip kann man meiner Meinung nach, bis auf solche Dinge, vieles weiter machen, wie ohne Kinder. Verreisen, die Welt entdecken, gut Essen gehen, Freunde treffen. Manches macht man vielleicht auf eine andere Art und Weise. Wählt statt der billigen Absteige in London lieber das kinderfreundliche Hotel mit Animation. Oder geht statt ins noble Restaurant lieber in das gemütliche Café mit Spieleecke. Oder man verzichtet vielleicht freiwillig für eine Zeit auf bestimmte Aktivitäten. Zu anstrengend, zu stressig, zu nervenaufreibend. Stattdessen geht es dann eben ins Erlebnisbad oder auf den Abenteuer-Spielplatz.

Ein paar Dinge schleichen sich ganz von alleine ein und man bemerkt überhaupt nicht, dass sie zum Alltag, zur Routine und damit ganz normal für einen werden. Aber so ist es eben, das Elternleben.

Hätte mir vor meinen Kindern einer gesagt,…

  • dass Schlaf im Prinzip überbewertet wird und ich zwei Jahre lang nicht mehr durchschlafen werde und mich irgendwann auch gar nicht mehr daran erinnern kann, wie es sich angefühlt hat, als das noch ging
  • dass ich nicht mehr auf die Toilette gehen kann, ohne dass mich mindestens ein Kind dabei begleitet oder vor der Tür steht, laut schreiend und daran hämmernd: „Mama, ich muss Kacka! Mach sofort auf!“
  • dass ich sowieso quasi so gut wie nichts mehr alleine und in Ruhe machen kann. Habt ihr euch schonmal geschminkt, wenn ein kleines Klebebaby an eurem Bein hängt, wie ein Koala am Baum? Oder Frühstück zubereitet, während es dabei jedes Mal so sehr an der Schlafanzughose zerrt, bettelnd wie ein kleiner Hund, dass man plötzlich unten ohne dasteht? Oder habt ihr schonmal Staub gesaugt und dabei alle 10 Sekunden den Staubsauger wieder angemacht, weil irgendjemand meinte, dieses Stecker-raus-zieh-Spiel wäre doch jetzt ganz besonders unterhaltsam?
  • dass es in meiner Wohnung aussieht, wie bei Hempels und ich einfach nichts dagegen tun kann. Jegliches Hinterherräumen und Putzen wird sowieso innerhalb weniger Minuten wieder zu nichte gemacht. Hier ein paar Schokoladen-Tapserchen am Stuhl, da ein paar Kekskrümel auf dem Sofa. Und die Buntstifte, die in einem unbeobachteten Moment entdeckt wurden, machen sich doch sowieso am besten an der weißen Wand, die wie ein riesiges Blatt Papier aussieht
  • dass man nicht mehr zu sehr an Gegenständen hängen sollte…In falsche Hände gelangt wird die Lielingssonnenbrille eben in zwei Teile zerbrochen, der gepflegten und gehegten Lieblingspflanze ein paar der wunderschönen Blätter herausgerissen, der teure Wohnzimmertisch liebevoll mit zig Matchboxautos zerkratzt,…
  • dass ich freiwillig darauf verzichte, durch die Stadt zu bummeln oder shoppen zu gehen. Denn mit Kindern gleich das eher einem Spießrutenlauf, als dass es auch nur annähernd etwas mit Vergnügen zu tun hat
  • dass die Zeit zu zweit quasi nicht mehr vorhanden ist und wenn dann nur in Form von total k.o. und nicht mehr ansprechbar nach einem langen, anstrengenden Tag nebeneinander auf dem Sofa sitzend
  • dass ich kaum eines der Bücher, die ich mir kaufe, auch nur annähernd schaffen werde, zu Ende zu lesen
  • dass ich flexibel werden muss und feste Termine ein Graus werden, weil ich grundsätzlich abgehetzt und völlig gestresst ankommen werde, egal wie zeitig ich beginne, alle fertig zu machen, anzuziehen, Sachen zu packen,…
  • dass 24 Stunden-Tage trotz strategischster Planungen trotzdem jedes Mal wieder zu kurz sein werden, um alles, was man sich vorgenommen hat, zu schaffen
  • dass ich zu Tonlagen fähig bin, die ich selbst bisher nicht von mir kannte und die bei der 10. Wiederholung von „Nein, lass das bitte!“ (es steigert sich von leise bittend, zu etwas energischer, dann mit erhobener Stimme…) auch mal dämonische Auszüge annehmen können. Wenn es soweit ist, wissen alle Bescheid: Jetzt wird es Zeit zu flüchten
  • dass lackierte Nägel, ein regelmäßiger Besuch beim Frisör und das perfekte Make-Up zur Nebensache werden.
  • dass ich wie ein Roboter die größten Windeldesaster und andere Unfälle beseitigen werde, ohne mit der Wimper zu zucken oder die Nase angeekelt dabei zu rümpfen
  • dass Freundschaften in die Brüche gehen werden, weil die Lebensplanung mancher eben eine komplett andere als die eigene war.
  • dass ich bei allen Entscheidungen, die ich treffe, zuerst an die Kinder und ihr Wohl denke und nicht an erster Stelle nur an mich
  • das man sich Sorgen macht, rund um die Uhr, ständig, weil man nur das Beste für seine Familie will –

Wisst ihr, ich hätte es trotzdem jedes Mal wieder getan und mich auf dieses Abenteuer eingelassen. Ohne zu zögern.

Denn sonst hätte ich schließlich nie erfahren und gewusst, wie wundervoll und schön es ist,…

  • abends seine selig schlafenden Kinder zu beobachten und sich bewusst zu werden, was für ein großes Glück man doch mit ihnen hat.
  • wie es sich anfühlt, wenn sie sich ganz fest an mich schmiegen, die kleinen Hände, die mich halten, während ich dabei meine Nase ganz tief in ihren Haaren vergraben und diesen ganz besonderen Duft inhalieren kann.
  • sie anzusehen, diese kleinen, Menschen mit ihren perfekten kleinen Füßen und den putzigen Zehen, diesen zarten, feingliedrigen Fingern, den weichen Bäckchen und endlos langen Wimpern, diesen kringeligen Löckchen und knutschigen Lippen, diesen großen, neugierigen und so aufmerksamen Kulleraugen, offen für die Welt.
  • gemeinsame Erinnerungen für die Ewigkeit zu schaffen. Durch Erlebnisse, Abenteuer, Momente.
  • meine eigenen Kindheitserinnerungen an sie weiter zu geben.
  • so sehr gebraucht und bedingungslos geliebt zu werden.
  • selbst nach dem 20. Mal hintereinander mit einem lauten „Mamaaaaaa“ gerufen zu werden.
  • wenn das Haus sich nach so viel Leben und buntem Trubel, Heiterkeit und Liebe anfühlt.
  • wenn das Herz fast platzt vor dieser Liebe zu seinen Kindern, die mit nichts zu beschreiben ist und so stark und groß, dass es fast weh tut.

Nein, ich hätte es nicht missen wollen. 

Und ihr? Wie hättet ihr euch entschieden, wenn euch vor euren Kindern jemand gesagt hätte, wie es dann sein wird, euer Leben? Gibt es irgendetwas, das ihr aus eurer kinderlosen Zeit vermisst?

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9 Comments

  • Reply Vanessa 21. Juni 2017 at 21:29

    Der Beitrag hat mich (leider noch kinderlos) richtig berührt :*

    • Reply Nathalie 22. Juni 2017 at 8:49

      Das ist lieb von dir. Freut mich, dass er richtig angekommen ist.

  • Reply Mareike 21. Juni 2017 at 23:18

    Liebe Nathalie, du schaffst es immer wieder mir die Tränchen in die Augen zu treiben :-* . Ein wundervoller Beitrag, der einen aufmuntert, erheitert und berührt, weil er so perfekt geschrieben ist. Weil es einfach genauso ist – das Leben mit Kindern <3 , das ich auch niemals mehr tauschen würde, egal wie stressig es manchmal ist . Die Zeit rast wirklich noch verrückter, aber die Zwerge nehmen einen dafür wieder mit in die eigene Kindheit und das ist für mich eins der größten "Glücke" von vielen mit Kindern <3 🙂 . Ich hoffe, dass wir eines Tages auch das Schlafdefizit aufgeholt bekommen, wobei ich mich auch nicht mehr erinnere, wie man noch 7 Std am Stück geschlafen hat. Was für ein Lotterleben muss das bitte gewesen sein ??! 😀 Für den Rest muss mehr Aufwand und Orga betrieben werden- das Spontane ist nicht mehr drin- dem trauere ich manchmal nach – aber irgendwann können die Kinder auch all das mitmachen- Konzerte und Co. Da freu ich mich auch schon total drauf.

    • Reply Nathalie 22. Juni 2017 at 8:51

      Liebe Mareike, haben vielen Dank für deine Worte. Ich freue mich wirklich sehr darüber. <3

  • Reply Clara Lisa 22. Juni 2017 at 9:30

    So ein schöner Text und ich finde es total verrückt, dass ich deinen Blog schon lese seit bevor du Kinder hattest. 🙂 Es ist so schön zu sehen, wie ihr zu einer richtig tollen Familie geworden seid. Danke fürs Teilen! (:

    • Reply Nathalie 23. Juni 2017 at 8:25

      Dankeschön, meine Liebe! Ich finde es toll, dass du schon so lange dabei bist. <3

  • Reply Sig 22. Juni 2017 at 12:33

    Liebe Nathalie,
    ich finde es so schön und bemerkenswert, wie du immer so ehrlich und ohne schön zu reden aus deinem Leben berichtest, einfach ganz ehrlich, auch über schlechte Zeiten. Bei einer perfekten InstaWelt, mit vielen gestellten Bildern, auf denen immer alles so perfekt ist, so makellos… Selbst wenn viele Mütter Instagram oder soziale Medien als Plattform nutzen um auch mal Frust los zu lassen, habe ich oft das Gefühl, sie rechtfertigen sich, betonen noch xx mal, wie sehr sie ihre Kinder lieben, trauen sich nicht Tacheles zu reden. Natürlich liebst du deine Kiddies, aber was du schreibst, wirkt einfach authentisch, nicht zurückhaltend, ehrlich. Ich lese deine Beiträge wirklich sehr gerne!!
    Alles Liebe!!

    • Reply Nathalie 23. Juni 2017 at 8:24

      Ich danke dir ganz lieb für deine Worte. Das freut mich wirklich sehr. Denn ja, das möchte ich sein, authentisch und ehrlich und anderen Mamas zeigen, dass es auch schön sein kann, wenn nicht immer alles rosarot und perfekt ist.

  • Reply Nicole 25. Juni 2017 at 20:47

    Oh – manche Dinge ändern sich auch ohne Kinder. Alleine in einer Partnerschaft. Wenn der andere einen anderen Schlafrythmus hat, wird man auch schon 2 mal pro Nacht wach gemacht. Irgendwann fallen die Kinoabende aus, weil dann doch die Sportschau spannender als der „Laß-uns-drüber-reden-Film“ wird. Der Vollzeitjob macht einen so müde, daß man abends auch nur noch auf der Couch hängen will. Großartige Aktivitäten nach Feierabend? Woher soll man die Zeit und Energie nehmen? Ein Buch lesen ohne dabei einzuschlafen? Und Freundschaften zebrechen, weil andere eben ein Leben rund um Kinder geplant haben….
    Ich mag Deine Ehrlichkeit. Ich finde es z.B. toll, daß Du Dir trotz Kinder die Zeit zum Laufen nimmst. Und ich finde es toll, daß Du auch alleine mit den Kindern die Welt entdeckst.
    Ganz liebe Grüße!

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