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Personal: 30 und dann? Vom Älterwerden und dem Leben – Was ich vor meinem 30. Geburtstag alles (noch) nicht gemacht und geschafft habe

13. August 2017

Wisst ihr, mit dem Älterwerden habe ich eigentlich kein wirkliches Problem. Es gehört nunmal zum Leben dazu. Es ist der Lauf der Dinge. Klar, würde ich gerne manchmal die Zeit anhalten, vor allem im Hinblick auf meine Jungs. Die werden mir definitiv viel zu schnell groß. Aber dass man mit Kindern das Gefühl hat, im Zeitraffer zu leben, wissen wir ja mittlerweile alle. Vielmehr als über mein Alter mache ich mir aber auch Gedanken darüber, dass ja nicht nur ich älter werde. Man versucht sie oft, zu verdrängen, die Tatsache, dass auch nahe stehende Familienmitglieder mit jedem Jahr, dass man selbst eine Kerze mehr auf dem Kuchen auspustet, genau das Gleiche tun. Und irgendwie mache ich mir dann eben doch Gedanken, über diese Zahl, die da bald vor der Null stehen wird. Denn nur noch eine Woche und ich verabschiede mich aus dem Club der Twenty-Somethings und feiere tatsächlich meinen 30. Geburtstag. Wann ist das denn bitte passiert?

Was bringt diese Zahl mit sich? Wird sich mein Leben nun verändern? Wie schnell werden wohl die nächsten zehn Jahre vergehen? Und wo sehe ich mich dann? Auch wenn ich mir, wie gesagt, wegen der Zahl, die da auf dem Papier stehen wird, keine allzu großen Gedanken mache, so sind solche Fragen doch immer auch spannend und lassen einen nachdenklich werden. Denn was ist in den letzten Jahren passiert? Hat man das erreicht, was man sich vorgenommen hat? Mit 20 Jahren? Und wie hat man sich seitdem verändert? Vielleicht wurden ja manche Pläne, die man einst hatte, komplett über den Haufen geworfen, weil eben doch kaum etwas planbar ist und immer anders kommt, als man denkt.

Mit 20 Jahren kannte ich meinen jetzigen Partner, den Vater meiner Kinder noch nicht. Mein Ziel war damals, meine Ausbildung abzuschließen, etwas in der Hand zu haben und erst dann weiter zu planen. Der große Wunsch, wieder in die Heimat zurück zu kehren, war präsenter, denn je. Schritt für Schritt sollte ich mich meinen Zielen nähern und schneller als gedacht, mit dem Richtigen an meiner Seite, der mich dabei unterstützte und mir Kraft gab. Der mit mir seine Heimat verließ, um mit mir gemeinsam einen Neustart zu wagen. Und kurze Zeit darauf, als ich gerade 24 war, zu beschließen, dass unser Glück durch ein gemeinsames Kind noch schöner werden würde. Seit wir nicht mehr nur ein Paar sind, sondern auch Eltern von zwei wunderbaren Söhnen, rennt die Zeit und steht nicht still. Wir sind gemeinsam reifer geworden, erwachsener. Das Leben prägt, macht nachdenklich. Es überträgt einem so große Verantwortung. Manchmal fällt es schwer, sich die naive und jugendliche Gelassenheit von früher dabei zu wahren (oder ist man einfach nur blauäugig und verdrängt, dass früher auch nicht alles rosig war?). Ständig kommen neue Hürden, die es gemeinsam, als Familie, oder auch mal alleine zu meistern gilt. Auch ich selbst arbeite immer und immer wieder an mir, an meinen Plänen, neuen Zielen und frage mich, was die Zukunft wohl mit sich bringen wird.

Ich bin noch lange nicht bei mir angekommen und werde es vermutlich auch mit dem neuen Lebensjahr nicht sofort sein. In meinem Kopf kreisen tausend Fragezeichen. Aber nicht erst seit Kurzem. Schon viel, viel länger vor dem bevorstehenden großen, runden Geburtstag.

Hätte, wäre, wenn – zu oft ertappe ich mich doch immer wieder dabei, wie ich mir bestimmte Dinge und Situationen vorstelle. Wie sie gewesen wären, hätte ich mich anders entschieden. Um dann zum Glück auch schnell wieder zur Realität zurück zu finden, weil ich es ja doch nicht mehr ändern kann. Warum dann also die Energie daran verschwenden und sich unnötig den Kopf zerbrechen? Vielleicht, weil der gerne mal macht, was er will und die Stimmen gerade in schwachen und unsicheren Momenten doch lauter sind, als der Verstand, der insgeheim weiß, was richtig war und ist. Im Hier und Jetzt zu leben und einfach dankbar zu sein, für das was man hat.

Ich bin aufgewühlt, unzufrieden, fühle mich gehetzt und strauchele viel zu oft. Es beschäftigt mich zu vieles auf einmal. Wie gerne wäre ich einfach gelassener und würde den Dingen ihren Lauf lassen. Ganz nach dem Motto: Kommt Zeit, kommt Rat. Und es wird sich mit etwas Geduld schon alles so fügen, wie es soll. Aber dafür bin ich dann auch meistens wieder ein zu großer Realist, als dass ich nur darauf vertrauen und hoffen könnte. Und das Leben habe ich mir schon immer gerne schwerer gemacht. Dabei wünsche ich mir nichts mehr, als einfach nur endlich loslassen zu können. Unnötige Ängste, Zwänge, Wut, Unmut und Groll. Ich wünsche es mir so sehr, dass es mir gelingt. Um mal einfach nur positiv in die Zukunft zu blicken. Gelassen und nicht zu verbissen ständig auf der Suche zu sein und mich einfach mal überraschen zu lassen. Und was könnte ich besser dafür nutzen, als dieses neue Lebensjahr, das ich bald begrüßen darf? Und aus diesem Grund sehe ich sie eben ausnahmsweise doch mal als etwas Besonderes an. Diese Zahl. Und freue mich auf die 30 und all das, was dieser neue Lebensabschnitt mit sich bringen wird.

Was ich vor meinem 30. Geburtstag alles (noch) nicht gemacht und geschafft habe
  • Ich habe (noch) nicht geheiratet. Früher wünschte ich mir eine Prinzessinnen-Hochzeit mit allem Drum und Dran. Inzwischen bin ich der Meinung, dass das genaue Gegenteil, gemütlich und klein, nur mit den engsten Lieben, viel besser zu mir passen würde.
  • Ich habe immer noch keine weitere Fremdsprache gelernt. Dabei würde ich so gerne. Italienisch oder Spanisch. Darauf hätte ich Lust.
  • Und meine Pläne, ein Instrument zu lernen, habe ich in den letzten zehn Jahren auch noch nicht umgesetzt. Dabei war ich Anfang zwanzig kurz davor, endlich Schlagzeugunterricht zu nehmen.
  • Yoga, Ballett, Meditation – ich rede immer gerne und setze es dann doch nicht um. Aber gerade Yoga würde mir sicher so gut tun. Ich sollte mich endlich zu einem Kurs anmelden.
  • Ich habe noch nie eine Fernreise gemacht, war noch nie in den USA, in Asien oder einem exotischen Land. Dabei liebe ich es, zu reisen. Bisher hat es nur noch nicht gepasst, weiter weg zu fliegen, als innerhalb Europas. Insgeheim träume ich ja von einer Weltreise…ob ich den Mut dazu hätte?
  • Wie oft wollte ich schon meinen Typ verändern? Mich mal was trauen. Haare ab, andere Farbe. Vielleicht wage ich es ja mit 30.
  • Ich habe weder ein Eigenheim gekauft, noch ein Haus gebaut. Irgendwie sollte es wohl (noch) nicht sein. Aber mein Wunsch vom kleinen Häuschen mit Garten bleibt.
  • Was ist meine Berufung? Gibt es so etwas, wie einen Traumjob für mich? Ich habe in den letzten zehn Jahren zumindest festgestellt, was ich überhaupt nicht möchte und was mir so rein gar nicht liegt. Wie ich aus den Bereichen, die mir Freude machen, denen ich mit Leidenschaft nachgehe, etwas mache, was mir vielleicht für immer Zufriedenheit und ein gutes Gefühl gibt, das versuche ich heraus zu finden.
  • Ich habe es noch immer nicht geschafft, mich von meinem Perfektionismus zu befreien. Geschweige denn ist es mir gelungen, meine Selbstzweifel abzulegen. Mit 30 vielleicht endlich?
  • Die eine, beste Freundin. Seelenverwandt und vertraut – ich habe sie noch nicht gefunden. Aber vielleicht gibt es sie ja irgendwo. Vielleicht finde ich sie ja, wenn ich selbst wieder bereit dafür bin, offener zu sein.
  • Enttäuschungen, Verletzung und Momente, in denen ich mir das Leben selbst schwer gemacht habe – ich würde einfach gerne damit abschließen und mich nicht mehr zu sehr davon einnehmen und beeinflussen lassen in all meinem weiteren Handeln und Tun.

Vielleicht kann ich davon ja etwas in den nächsten zehn Jahren abhaken. Nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Hauptsache glücklich und endlich mal zufrieden. Ohne das Gefühl haben zu müssen, alles in Listen durchzuarbeiten und es nur dann auch zu etwas gebracht zu haben, wenn auch wirklich alle To-Dos endlich durchgestrichen sind. Denn was nutzen mir all diese Häkchen, wenn ich am Ende eines dabei vergessen habe. Nämlich wirklich zu leben?

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5 Comments

  • Reply Isabel 16. August 2017 at 13:39

    Sehr spannend! Erinnert mich sehr an meine Gedanken, die ich vor meinem 30. hatte! Natürlich nicht 1:1, aber viele Gedanken haben mich mit 29 auch umgetrieben. Letztendlich fand ich es aber einfach auch spannend in dieses neue, andere und hoffentlich nicht weniger aufregende Lebensjahrzehnt einzutreten. Man wird gelassener, finde ich. Und man kann auch mal alle fünf gerade sein lassen – zumindest war das so bei mir.
    Ich wünsche dir alles Liebe und genieße die letzten Tage als Twentysomething.

    • Reply Nathalie 17. August 2017 at 11:02

      Diese Gelassenheit wünsche ich mir sehr und bin schon gespannt. Hab vielen Dank für deine lieben Worte! 🙂

  • Reply Bibi 16. August 2017 at 14:26

    Liebe Nathalie,
    vielleicht hast du nicht alles geschafft was man sich vor 10 Jahren gewünscht oder vorgenommen hat. Dafür hast du eine Familie um dich. Ich bin 28, kinderlos und nach über 4 Jahren Beziehung seit November wieder Single. So spielt das Leben. Alles Gute ist nie beisammen. Und auch ich denke schon über die 30 nach und ob es bis dahin noch klappt mit einem Kind und dem passenden Partner (eher unwahrscheinlich). Aber man muss das Leben so nehmen wie es kommt, vielleicht hat das Schicksal für mich keine Kinder vorgesehen oder vielleicht werde ich in einem halben Jahr schwanger. Wer wie das schon.
    Ich denke alles hat einen Sinn. Und wenn dein Sinn nicht in Ballett, einer Hochzeit oder dem abgelegten Perfektionismus (den hab ich auch) liegt, dann ist das auch ok 😉 Man sollte nie vergessen was man hat, wofür einen andere beneiden

    • Reply Nathalie 17. August 2017 at 11:01

      Danke für deine wahren Worte. Du hast so recht. Es ist nicht immer einfach, sich das vor Augen zu führen, aber man sollte wirklich dankbarer sein für das Hier und Jetzt, für das, was man hat. Man schaut leider viel zu oft auf die anderen und vergisst dabei das, was man selbst schon erreicht hat.

  • Reply Swenja 20. Juni 2020 at 20:24

    Hallo Nathalie,

    Interessante Liste!

    Als ich sie mir durchgelesen habe, musste ich aber fast ein bisschen lachen. Ich habe dir nämlich, was diese Liste betrifft, quasi einiges „voraus“ – ich habe mit 27 geheiratet, spreche drei Fremdsprachen, habe drei Instrumente erlernt, bereits mehrere Fernreisen unternommen, arbeite in dem Beruf, in dem ich mich für mein weiteres Leben sehe und habe seit vielen Jahren eine beste Freundin, mit der ich „durch dick und dünn“ gehe – aber mir trotzdem nicht meinen „größten Wunsch“ erfüllt. Ich wollte nämlich immer mit unter 30 Mutter werden. Leider hat das aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, obwohl ich seit 9 Jahren mit meinem Mann zusammen bin!

    Ich bin aktuell 29 und in der 33. SSW und werde etwa 8 Wochen vor meinem 30. Geburtstag entbinden. Nicht so wirklich, was ich mir für mein Leben vorgestellt hatte! Aber es kommt eben leider nicht immer so, wie man es sich wünscht. 🙂

    Und hinterher hat es bestimmt alles seinen Sinn…

    LG Swenja

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