Ein Umzug kurz vor Weihnachten – und meine größte Befürchtung war die, unter anderem auch meinen eigenen Ansprüchen an eine schöne Adventszeit und ein perfektes Weihnachtsfest nicht gerecht werden zu können. Zu wenig Zeit, zu viel Chaos, zu viele unausgepackte Kartons, zu viel Perfektionismus. Bevor dieser selbstauferlegte Druck nur wenige Tage vor Heiligabend zu groß werden sollte, zog ich die Reißleine. Machte mir klar, dass es nicht das wichtigste sein würde, wenn bis dahin das Haus nicht perfekt eingerichtet und dekoriert und jede noch so kleine Baustelle behoben sein würde. Und auch ob ich nun nur eine oder zehn oder vielleicht ja sogar gar keine Plätzchensorte gebacken hätte, wäre im Endeffekt doch egal. Denn vermutlich würden meine Kinder sich daran in einigen Jahren am wenigsten erinnern. „Hmm, also das Weihnachten 2017, Mama, das weiß ich noch ganz genau. Das war blöd. Du hättest ruhig mehr backen können.“ Wohl kaum…
Letztendlich schaffte ich nun doch noch mehr, als ich mir vorgenommen hatte. In den zwei Wochen bis Heiligabend, die wir bereits im neuen Zuhause wohnten, kam ich jeden Tag, u.a. auch mit ganz wunderbarer Unterstützung und Hilfe von meiner Mama, ein Stück mehr voran. Längst ist nicht alles ausgepackt, aber dennoch ist es innerhalb kurzer Zeit sehr heimelig geworden. Gemütlich und zum Wohlfühlen. Die Lichterketten, das weihnachtliche Funkeln und Leuchten verhalfen zu noch mehr Behaglichkeit. Und als ein paar Tage vor Weihnachten dann auch der Weihnachtsbaum stand, den wir innerhalb weniger Minuten ausgesucht hatten, kam auch ich endlich in Weihnachtsstimmung. Die Jungs halfen mehr oder weniger beim Dekorieren und gemeinsam freuten wir uns auf den bevorstehenden Heiligabend. Mit jedem Tag weniger wuchs die Aufregung. „Mama, nur noch einmal schlafen, oder?“ Ich machte mir keinen Stress mehr, bestellte die letzten Geschenke im Internet, statt durch den vorweihnachtlichen Wahnsinn in den Geschäften zu tingeln und stellte das Plätzchenbacken hinten an. Am Freitag vor Weihnachten packte es mich dann und ich produzierte tatsächlich noch vier Plätzchensorten. Mika-Flynn half mir am nächsten Tag beim Ausstechen, dafür blieben die Ausstecher dieses Jahr nackt. Warum verzieren, wenn sie ohne Zuckerguss genauso oder fast noch besser schmecken? Am Samstagmorgen plante ich das Weihnachtsmenü und dann stürzten wir uns doch noch in das Einkaufschaos. Merke: Suche einen Tag vor Heiligabend im Supermarkt nicht mehr nach Lebkuchengewürz oder Vanilleschoten. Du wirst auch im vierten Laden keinen Erfolg haben. So improvisierte ich eben. Mischte aus vorhandenen Gewürzen meine ganz eigene Lebkuchenmischung. Und fand im Vorratsregal tatsächlich noch eine letzte Schote.
Eigentlich wollte ich am Weihnachtsmorgen noch eine Torte backen. Den Boden wischen. Die Fingernägel in weihnachtlichen Glanz hüllen. Uneigentlich schaffte ich nichts davon und fand es gar nicht schlimm. Ich nahm es gelassen, als ich es auch in diesem Jahr gerade so in mein Kleid schaffte, das ich aus dem Schrank zog, als es an der Tür klingelte und meine Mama und Schwester davor standen, um mit uns zu feiern. Spontan ist immer gut und so war es gar nicht schlimm, dass ich nicht lange überlegen konnte, was ich denn nun anziehen soll. Ja, das sind solche Kleinigkeiten, aber einem perfektionistisch veranlagten Menschen können sie so manches Mal die Stimmung vermiesen. Mir aber nicht mehr! Ich freute mich über unsere Gäste, auf die gemeinsamen Stunden und den Weihnachtsabend. Auf die leuchtenden Kinderaugen, strahlende Gesichter und leckeres Essen. Ein Weihnachtsfest, sicher nicht perfekt, aber voller Liebe und dadurch wunderschön. Bunt, laut, turbulent – Dank unserer Jungs, die den ganzen Tag noch wilder und stürmischer waren, als sonst, durch das Haus jagten und es kaum erwarten konnten, dass das Christkind endlich kommt. Lustig, witzig, mit ganz viel Lachen, Tanzen, Singen. Wunderbaren Gesprächen und diesem so deutlich spürbaren Zauber, der besonders an Heiligabend in der Luft liegt. Ja, vielleicht mag es kitschig klingen. Aber das ist es, was es für mich ausmacht. Die Zeit mit meiner Familie und den Menschen, die ich über alles liebe. Ich bin dankbar für dieses Weihnachtsfest, für meine Herzmenschen, die es zu dem gemacht haben, was es war. Der erste Heiligabend im neuen Zuhause war einfach wunderschön.
Ob wir es geschafft haben, alle Vier gleichzeitig in die Kamera zu schauen? Scrollt mal weiter. 😉 Ich liebe unsere diesjährigen Familienbilder vor dem Weihnachtsbaum gerade deswegen, weil sie so herrlich unperfekt sind. Genau wie wir.
Lustig, albern, blöd – bin ich mit meinen Lieben zusammen, kann ich so sein, wie ich wirklich bin. Da ist mir nichts peinlich und ich mache mich auch mal zum Affen. Wenn du am Ende des Tages Muskelkater im Bauch hast vor Lachen, weißt du, dass es ein durch und durch gelungener Tag war.
Und wenn Taavi mit seiner Omi zur Weihnachtsmusik durch das Wohnzimmer tanzt, ist die Weihnachtsparty in vollem Gange.
Getanzt und gesungen, aber vor allem auch viel geredet und gelacht, wurde auch in der Küche, als meine Mama und ich das Weihnachtsmenü zauberten. Als Vorspeise gab es ein unglaublich leckeres Selleriesüppchen mit Gemüsechips, zum Hauptgang selbstgemachte Knödel, Kürbis-Ragout, Rosenkohl aus dem Ofen und dazu Schweinefilet und eine Soße, die Yannick zubereitete.
Mit der Nachspeise warteten wir dann, weil es bereits relativ spät war, allerdings bis nach der Bescherung. Die Jungs mussten sich nun lange genug gedulden und nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, wurden wir alle ganz still. „Habt ihr es auch gehört, das Glöckchen? Das Christkind muss jeden Moment da sein!“ Meine Schwester schnappte sich ihre Neffen und wartete mit ihnen im Kinderzimmer, bis das Christkind alle Geschenke unter dem Baum verteilt hatte. Das Glöckchen klingelte erneut und sofort hörte man ein lautes Trippeln und Stampfen, als die Jungs die Treppe hinunter gestürmt kamen. „Das Christkind war da!“, tönte es ganz laut aus Mika-Flynns Mund.
Dieses Leuchten, dieses Strahlen, diese pure kindliche Freude – es ist einfach jedes Mal wieder so wunderbar, so schön und besonders.
Die Geschenke wurden verteilt und das große Bauen begann. Mika-Flynn bekam u.a. ein paar neue Legot Sets und wollte natürlich sofort alle zusammen bauen. Da werden die Erwachsenen selbst gerne wieder zum Kind und helfen fleißig mit. Für Taavi gab es Playmobil und auch er war selig. Wobei er kurze Zeit später auch schon wieder rüber zum Lego des großen Bruders schielte. Das nächste Jahr bekommen dann beide das Gleiche…Das Gezanke und der Streit um die Spielsachen hielten sich an diesem Abend zwar in Grenzen (vermutlich weil sie beide zu müde dafür waren…), dafür ging es am nächsten Morgen erst so richtig los…
Aber so ist das wohl unter Geschwistern. Wer kann davon kein Lied singen? Nicht wahr, Schwesterherz? Wir beide haben von Mama schließlich auch heute noch die gleiche Weihnachtskarte mit pinken Flamingos drauf bekommen, damit keine sagen kann, ihre wäre aber nicht so schön, wie die der anderen. 😀
Nachdem die Geschenke ausgepackt und ausgiebig bespielt worden waren, die Kinder beide selig schlafend mit Lego-Schiff und Playmobil-Helikopter im Arm im Bett und völlig k.o. von diesem trubeligen und aufregenden Tag, machten wir uns noch ein letztes Mal auf in die Küche, um das Dessert zuzubereiten. Es war zwar schon 22 Uhr vorbei und auch ich etwas müde, aber als Abschluss des leckeren Weihnachtsessens musste das einfach noch sein. Ja, da war ich wieder perfektionistisch. Und so zauberten meine Mama und ich für jeden noch einen Bratapfel mit Käsekuchenfüllung, den wir uns dann als Late-Night-Snack schmecken ließen.
Mit ganz vielen Leckereien im Bauch und noch viel mehr Liebe im Herzen ließen wir den Abend bei dem ein oder anderen Gläschen Wein ausklingen. Dass die Jungs am nächsten Morgen vermutlich keine Rücksicht darauf nehmen würden, dass es bei uns Großen später geworden war, wurde dezent ausgeblendet. Aber wer kann es ihnen auch verübeln? Unterm Weihnachtsbaum wurde noch vor Sonnenaufgang weiter gespielt, während Yannick und ich es uns mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa gemütlich machten.
Die Weihnachtsfeiertage verbrachten wir in diesem Jahr ganz ruhig und entspannt zu Hause. Auch deswegen, weil wir während der freien Zeit und Yannicks Urlaub hier im Haus noch weiter voran kommen wollen. Dass die letzten Tage nun doch etwas langsamer voran gingen und wir eher in den Tag hinein gelebt haben, als etwas zu schaffen, finde ich aber auch nicht schlimm. Denn diese Entschleunigung und das Genießen der gemeinsamen Familienzeit muss auch mal sein und ist so wichtig, um aufzutanken vom Trubel und Stress der letzten Wochen.
Nun freue ich mich auf ein ruhiges und ganz unspektakuläres Silvester im neuen Zuhause. Nur wir Vier. Gemeinsam in das neue Jahr.
Wie habt ihr Weihnachten verbracht? Ich hoffe, euer Heiligabend war genauso besinnlich und schön? Was lief vielleicht nicht ganz so perfekt, war aber am Ende ganz egal?
3 Comments
Ach Natalie – das freut mich, daß es für Euch so ein schönes Weihnachtsfest geworden ist. Eigentlich perfekt in seiner Unperfektheit. Hauptsache Ihr hattet alle einen schönen freudigen Abend. Ich habe auch meine Familie besucht. Jeder hat etwas zum Essen beigetragen, damit nicht einer die ganze Arbeit hat. Jedenfalls ist Weihnachten mit Kindern sowieso das schönste Geschenke von allen!!!
Liebe Grüße!
Nicole
Ach wie schön… und wenn es mal wieder nicht so perfekt läuft erinnerst du dich an das Weihnachten wie wundervoll “unperfekt“ sein kann 😉
Schönen Start in das Jahr 2018!!!
Liebe Grüße vom Heilbronner Land…
Ach was für ein schöner Post und wie toll ihr das alles gemacht habt.