Es war vor drei Jahren, an diesem 08. März 2015. Als ich in diesem kleinen Badezimmer in Wien stand und erst so langsam realisieren konnte, was diese zwei blauen Streifen bedeuten sollten. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass es tatsächlich geklappt haben könnte. Sahen die Anzeichen nur zwei Tage zuvor noch ganz anders aus und alles deutete darauf hin, dass es dieses Mal nicht hatte sein sollen. Ich ließ mich davon nicht beirren und fuhr trotzdem frohen Mutes zusammen mit Yannick nach Wien. Nur wir Zwei. Das erste Mal für länger als eine Nacht alleine unterwegs seit Mika-Flynn bei uns war. Ich freute mich auf den Kurzurlaub und dachte mir: Dann eben beim nächsten Mal.
Aber der Körper spielt einem manchmal Streiche und wollte mich wohl ärgern. Denn irgendwas war anders. Da stimmte etwas nicht. Dieses Gefühl ließ sich ganz schwer beschreiben, aber es ließ mich nicht mehr los und so schickte ich Yannick in die Drogerie, um mir diesen Test zu besorgen. Ein Test, obwohl man zwei Tage zuvor dachte, seine Periode bekommen zu haben. Machte das Sinn? Mein Bauchgefühl sagte ja. Und obwohl ich es am Abend schier nicht mehr aushalten konnte, wartete ich bis zum nächsten Morgen. Ging zur Toilette, als Yannick noch schlief. Machte diesen Test und schlich mich zurück zu ihm, wo ich mich mit dem Ergebnis ans Bett setzte. Und so sollte dieser 08. März nicht nur der siebte Jahrestag von Yannick und mir werden, den wir zu Zweit in Wien verbringen wollten, sondern gleichzeitig auch der Tag, an dem wir erfuhren, dass wir zum zweiten Mal Eltern werden und unsere kleine Familie um ein weiteres Mitglied wächst. Mit diesem positiven Test fühlte ich es sofort. Das muss, das soll so sein. Dieses ganz besondere Geschenk zu unserem Jahrestag, das uns völlig überwältigt und wie in Watte gepackt dasitzen ließ. Wow! Wir werden wieder Eltern.
Drei Jahre später und ich denke wieder an diesen Tag zurück. So als ob es erst gestern gewesen ist. Inzwischen ist aus diesem winzig kleinen Zellhäufchen von damals, das so stark war und eindeutig zu uns wollte, ein aufgeweckter, quirliger kleiner Wirbelwind geworden. Einer der damals schon seinen eigenen Kopf zu haben schien und heute erst recht. Der uns jeden Tag ganz schön auf Trab hält und unseren Alltag noch turbulenter und aufregender macht. Wir Vier – der große und der kleine Bruder, Yannick und ich. Ein starkes Team. Was wäre ich nur ohne meine Jungs. Egal, wie viele Nerven sie mich manchmal kosten, egal, wie wild und laut und chaotisch es hier manchmal oft ist – ich möchte sie nie wieder missen.
Je näher dieser 08. März 2018 rückte, umso öfter machte ich mir Gedanken. Witzelte darüber, wie wir es wohl timen müssen, damit es das Dritte pünktlich zum 05.11.2018 zu uns schafft. Wäre das nicht was? Nicht nur zwei, sondern gleich drei am gleichen Tag? Nicht dass es jemals geplant war, dass Mika-Flynn und Taavi sich den Geburtstag teilen. Aber Zufälle könnten manchmal nicht genialer sein, oder? Aber insgeheim wussten wir, dass wir das gar nicht wollen würden. Das Schicksal so heraus zu fordern – sagte mir mein Gefühl – sollten wir lieber bleiben lassen. Und sowieso. Denn je näher dieser Zeitpunkt rückte, umso mehr wurde mir auch bewusst, dass es gerade jetzt, so wie es ist, gut ist. Dass es für Mika-Flynn und Taavi zwar genau der richtige Moment war und auch der Altersunterschied für uns mit zwei Kindern ideal, nun aber dennoch alle Umstände, so wie sie sich gefügt haben, dafür sorgen, dass ich mich momentan gut ausgelastet fühle und da aktuell irgendwie gar nicht wirklich arg viel mehr Platz ist.
Ich wusste schon immer, dass ich mindestens 2-3 Kinder haben möchte. Und in mir steckt auch jetzt noch ganz fest dieser Wunsch, meinen zwei Jungs irgendwann noch mindestens ein Geschwisterchen zu schenken. Schließlich fragt Mika-Flynn bereits jetzt immer öfter nach einem weiteren. Trotz der Streitereien mit seinem kleinen Bruder. Allerdings soll das nächste Geschwisterchen ein Mädchen werden. Das wünscht er sich. Eine kleine Schwester. Und so süß das auch ist und mein Herz dabei lacht bei diesem Gedanken an ein weiteres kleines Bündel Leben, fühle ich mich im Moment noch nicht so weit. Jetzt schwanger zu werden, Taavi und ein Neugeborenes, im gleichen Altersabstand wie Mika-Flynn und sein kleiner Bruder – das fühlt sich einfach nicht richtig an für mich. Zumindest jetzt aktuell. Zwei Kinder, die mich brauchen, meine Aufmerksamkeit, meine Liebe. Bei denen ich jetzt schon oft am Rotieren bin, um Beiden gerecht zu werden und mein schlechtes Gewissen sich oft meldet, wenn ich das Gefühl habe, dass einer zu kurz kam. Zwei Kinder, die mich auslasten – ich weiß nicht, ob ein drittes kleines Menschlein da aktuell dazu passen würde. Denn ich möchte allen aus vollem Herzen gerecht werden können.
Und ich denke, es muss für alle passen, aber hauptsächlich muss auch ich mich wohl dabei fühlen. Im Reinen sein. Mit meinen Gedanken, meinem Körper. Vermutlich spürt man es einfach. Dann, wenn es so sein soll. Intuitiv. Ganz egal, ob gerade gefühlt alle mit dem dritten Kind nachlegen. Ein regelrechter Trend entstanden ist. Sich davon beeinflussen zu lassen, wäre ja sowieso Quatsch. Denn Kinderkriegen sollte sich nicht nach Trends richten, sondern ganz und gar nach dem Herzen.
Ich war während der Schwangerschaft mit Taavi so gelassen und locker, habe mich nicht verrückt gemacht, auf meinen Körper gehört und ihm vertraut. Mir ging es gut, ich fühlte mich so unglaublich wohl in meiner Haut. Wusste, dass alles gut ist und gut werden wird. Momentan würde mir diese Zuversicht ein wenig fehlen. Weil man so viel liest und hört. Zwei gesunde Kinder. Die zweite Geburt ein Traum. Wie wird es ein drittes Mal werden? Wie oft darf man das Glück heraus fordern? Sind diese Gedanken normal? Oder unbegründet?
Vielleicht ist meine aktuelle Angst auch einfach nur ein Zeichen dafür, dass eben jetzt noch nicht der Moment gekommen ist. Vielleicht ändert sich dieses Gefühl auch schneller, als ich jetzt denke. Die Kinder werden älter, unabhängiger. Und vielleicht ist da dann auch wieder Platz für diesen Gedanken an dieses dritte kleine Menschlein. Ich bin gespannt, was die Zukunft wohl bringen mag und für uns bereit hält. Konzentriere mich aber nun erstmal genau auf das Hier und Jetzt. Auf meine Jungs. Mein großes Glück. Für das ich eigentlich nicht oft genug Danke sagen kann.
Wie war das bei euch? Wusstet ihr, habt ihr gespürt, wann der richtige Moment für ein (weiteres) Kind gekommen ist?
4 Comments
Wow, Natalie was für ein berührender, ehrlicher Beitrag. Obwohl ich noch kinderlos bin, kann ich deine Gefühle gut nachvollziehen, insbesondere das „wie oft darf man das Glück rausfordern“. Ich denke wie so oft im Leben ist es auch bei diesem besonderen Thema das Beste auf die eigene Intuition zu hören und dem eigenen Bauchgefühl (wie passend) zu folgen. Alles Gute für euch!
Ich danke dir von Herzen für deine lieben Worte! 🙂
Wunderschön geschrieben
Wow, das könnten 1:1 meine Worte sein. Wirklich jeder Satz! Faszinierend, dass es auch anderen so geht! Das mit dem Trend und wie er mich beeinflusst, merke ich auch. Und das mit dem Glück, und dem schlechten Gewissen…Verrückt!