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Life with kids // Mom Life: Nun bist du schon ein Schulkind! – Vom Großwerden, neuen Lebensabschnitten und vielen Emotionen

17. September 2019

Irgendwie war es in den letzten Wochen gefühlt noch so weit weg. Da war noch so viel Zeit, bis zu diesem großen Tag. Ein ganzer Sommer. Die Ferien. Viele bunte und spannende Erlebnisse. So viel Ablenkung, dass ich es bis kurz vorher wohl gar nicht wirklich realisiert habe. Natürlich war es mir irgendwie bewusst, aber greifen konnte ich es scheinbar nicht. Ob es nur mir so ging oder auch meinem kleinen und nun mit einem Mal so großen Mika-Flynn? Von jetzt auf gleich ein Schulkind. Mit einem riesengroßen Schritt hinein in einen neuen Lebensabschnitt. Die Einschulung, der erste Schultag – nicht nur für ihn ein wahnsinnig bedeutendes Ereignis. Auch ich habe das Gefühl, etwas ganz Neues zu erleben. Und damit muss ich, genau wie mein kleiner Erstklässler, erst einmal klar kommen.

Die letzten Tage waren geprägt von so vielen ersten Malen und aufregenden Momenten. War da vor und an Mika-Flynns großem Tag, seiner Einschulung am Wochenende, die wir mit allen seinen Lieben bei schönstem Wetter feierten, durch die Vorbereitungen irgendwie kaum Zeit, nachzudenken und sich Gedanken zu machen, kamen die Gefühle dafür danach umso gewaltiger. Als mir zum ersten Mal so richtig bewusst wurde, was dieser Schritt nun bedeutet und wie endgültig er ist. Vom Kindergarten in die Schule. Etwas, das sich einfach überhaupt nicht miteinander vergleichen lässt. Denn im Wald, wo er nun noch fast zwei Jahre seiner Kindergartenzeit verbringen durfte, war irgendwie alles so anders. So behütet und gemütlich, so klein und überschaubar. So vertraut.

Nun geht er auf diese große Schule. Alles ist neu, nicht vergleichbar mit dem, was war. Kein Wald mehr zum Toben und Spielen, nur ein fast trist wirkender Pausenhof ohne Spielgeräte oder dergleichen. Mit Graffitis an den Wänden und alten Gemäuern. Ja, es war wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, als ich das erste Mal diese Schule betrat und mir bewusst wurde, dass mein Junge hier bald die 1. Klasse besuchen würde.

Nachdem es mit der Waldorfschule nicht geklappt hatte, weil auf eine einzige Klasse von 38 Kindern fast 100 Anmeldungen kamen und Mika-Flynn leider keinen Platz bekommen hatte, blieben uns nicht allzu viele Alternativen. Zwar wägten wir ein paar Möglichkeiten ab, aber es wäre am Ende einfach ein zu großer logistischer Aufwand für uns gewesen und hätte zu viel Stress bedeutet, wenn wir ihn jeden Tag fast 45 Minuten zur Schule bringen und auch wieder abholen hätten müssen. Ja, ich war zuerst skeptisch, als wir dann doch wieder die Grundschule direkt vor Ort in Betracht zogen, aber es gab eben auch Vorteile, die der Besuch eben dieser mit sich bringen würde. Nicht nur, dass er mit zwei Kindern aus dem Kindergarten dort hingehen würde, auch der kurze Schulweg, den er nach kurzem Üben alleine zu Fuß zurück legen könnte und dann natürlich die anderen Klassenkameraden, die alle in der Nähe und nicht komplett verstreut hier und dort wohnen würden und zu denen ich ihn vermutlich weiterhin ständig mit dem Auto hätte bringen müssen, waren ein positiver Aspekt. Nachdem es klar war, dass es mit der Waldorfschule nicht klappt, wollten wir ihn außerdem nicht noch mehr Hin und Her aussetzen und spätestens, als er dann jedes Mal, wenn wir an der Grundschule vorbei fuhren, stolz erzählte, dass dort seine neue Schule ist, hatte auch ich das erste Mal das Gefühl, dass es doch nicht so verkehrt sein würde.

Wann es aber losgehen würde, das war ihm vermutlich noch nicht so richtig klar. Nach den großen Ferien, gegen Ende des Sommers. Und das kam dann doch schneller, als wir dachten. Noch ein letztes Mal für eine Woche als Besuchskind zusammen mit seinem kleinen Bruder in den Kindergarten gehen, noch ein letztes Mal durch den Wald rennen und das vertraute Umfeld genießen. Und dann hieß es Abschied nehmen. Von den Erziehern, den anderen Kindern, seinem Kindergarten. Zum Glück aber nicht endgültig, denn schließlich hat er auch weiterhin durch Taavi die Möglichkeit, beim Abholen mit dabei zu sein und alle zu sehen.

Ich hatte auch dieses Mal wieder das Gefühl, dass auch er es noch nicht so ganz realisieren konnte. Was dieser Abschied und sein letzter Tag im Kindergarten zu bedeuten hatten. Aber je näher die Einschulung dann rückte und je mehr wir darüber sprachen, umso häufiger bemerkte ich, dass es ihn wohl doch nicht ganz unbeeindruckt ließ. Schon ein paar Wochen vorher hatte er einmal diesen Moment, in dem er sich mir anvertraute, als ich ihn ins Bett brachte und er bedrückt war, weil er Angst davor hatte, was ihn wohl in der Schule erwartet. Und dass er befürchten würde, dass er die Dinge, die er dort lernen soll, nicht kann. Ich weiß nicht, woher diese Angst kam, aber natürlich machte es mich auch sofort traurig, dass er diese Gefühle hat. Schließlich wünschte ich mir nichts mehr, als dass er sich auf die Schule freut und dort glücklich werden wird. Aber vermutlich sind diese Ängste ganz normal, denn wenn ich versuche, mich an meine Einschulung und den ersten Schultag zurück zu erinnern, ging es mir wohl genauso. Da waren auch diese Fragezeichen in meinem Kopf, was mich wohl erwarten und wie alles werden würde. Diese Sorgen. Würde ich schnell Anschluss und neue Freunde finden? Und würde es mir leicht oder schwer fallen, rechnen und schreiben zu lernen? Ob die Lehrer wohl nett sind? All das beschäftigte auch Mika-Flynn dann erneut am Tag und Abend vor seinem ersten richtigen Schultag. Und ich weiß, dass ihn etwas wirklich richtig bedrückt, wenn er zuerst nicht mit der Sprache heraus rücken möchte und man Stück für Stück aus ihm heraus kitzeln muss, warum er denn auf einmal so traurig und nachdenklich ist. Und auch ich hätte fast mitgeweint, als ich ihn da so unglücklich sah, meinen kleinen Schatz, dem ich einfach nur helfen wollte. Ich erzählte ihm von meiner Schulzeit, davon, dass jedes Kind, das in die Schule kommt, erst einmal alles neu lernen muss: Lesen, Rechnen, Schreiben. Dass er wirklich keine Angst davor zu haben braucht, weil die Schule dafür ja schließlich da ist und niemand von ihm dort erwartet, dass er das alles schon perfekt kann. Ich erzählte ihm von seiner Lehrerin, die so nett wäre und von den Kindern, die er schon alle kennt. Denn wie sich schließlich heraus stellte, sollten noch vier Kinder aus seiner Turngruppe und sogar ein Nachbarsjunge in die selbe Klasse kommen, wie er. Somit wären die Hälfte der Kinder bekannte Gesichter für ihn und das wäre doch einfach super. Mit diesem Zuspruch hatte ich das Gefühl, ihm zumindest etwas seine Sorgen nehmen zu können. Und versprach ihm, am nächsten Tag auf jeden Fall morgens mit zur Schule zu kommen, obwohl eigentlich bereits abgemacht war, dass eine andere Mutter die insgesamt 5 Jungs auf ihrem Schulweg begleiten würde.

Wie ihr euch sicherlich denken könnte, war ich am nächsten Morgen dann quasi überflüssig. Denn er war sofort mitten drin im Gewusel, marschierte stolz mit seinem Schulranzen auf dem Rücken und der Schultüte in der Hand mit und plapperte mit seinen neuen Klassenkameraden den gesamten Schulweg lang. Ich freute mich, ihn so fröhlich und aufgeregt zu sehen und es gab mir gleich ein viel besseres Gefühl, als dass ich es noch am Abend zuvor hatte. Ein kurzer Abschiedskuss vor dem Klassenzimmer und weg war er dann auch schon und sein erster richtiger Schultag konnte beginnen. Und der war dann, wie ich beim Abholen am Mittag erfuhr, auch gleich „ganz toll“. „Wir haben sogar schon Hausaufgaben aufbekommen, Mama!“, erzählte er mir ganz stolz. Und plapperte dann während des Heimwegs ununterbrochen mit seinen neuen Freunden.

Ein paar emotionale Momente gab es seitdem aber trotzdem noch. Etwa, als es mit den Hausaufgaben dann nicht gleich auf Anhieb klappen wollte und ihn das traurig machte. Weil er eben neben seiner sehr wilden, lauten und aufgedrehten Seite auch eine sehr sensible, weiche und verletzliche hat. Und genau das ist es auch, was mich zwischendurch immer wieder bedrückt. Weil ich ihn nur schwer unglücklich sehen mag und am liebsten alle negativen Gefühle und jeglichen Schmerz von ihm fernhalten würde. Dass das nicht geht – nun in der Schule sowieso noch weniger, als vorher – ist mir bewusst. Aber damit zurecht zu kommen, das muss auch ich noch lernen. Wie so vieles andere auch. Das Loslassen können. Das Vertrauen haben, dass schon alles gut sein und werden wird. Und das Kontrolle abgeben. Mein einst so kleines Minibaby wird groß. Immer selbstständiger und erwachsener. Es geht seinen eigenen Weg, mit immer größeren Schritten. Mal braucht es mich mehr dabei, mal weniger. Mal möchte es noch meine Hand dabei halten, mal braucht es sie nicht mehr. Eines ist aber ganz sicher: Er soll immer das Gefühl dabei haben, dass ihm jemand den Rücken stärkt und für ihn da ist. Egal, was kommt, egal was geschieht und egal, was ihn auch bedrückt. Ich bin gespannt, was diese neue Kapitel alles für uns bereit halten wird, aber ich bin zuversichtlich, dass es gut werden wird.

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